Beanspruchung

21. März 2017 B 0

Beanspruchung (demand), „subjektive Auswirkung einer von außen einwirkenden Belastung“ (Wörterbuch Psychologie, 2004), auf das Training übertragen „die Inanspruchnahme individueller Leistungsvoraussetzungen bei Bewältigung einer Trainingsbelastung(Schnabel et al. 2008, S.224).

Training zielt darauf ab, die Funktionssysteme des Organismus kurzzeitig aus dem Gleichgewicht (→Homöostase) zu bringen und zu einer Anpassung auf höherem Niveau zu führen. Inwieweit das gelingt, hängt einmal von der Reizstärke (→Reizschwelle, →Belastungskategorien) des Trainings, zum anderen vom Leistungsstand der Systeme ab, also den Leistungsvoraussetzungen des Sportlers. Da die Leistungsvoraussetzungen der Sportler in einer Gruppe nie gleich sind, führt ein für alle einheitliches Trainingsprogramm zu unterschiedlichen Beanspruchungen. Das kann von „reizlos“ (es entwickelt sich nichts) bis zu „überzogen“ (→Übertraining) gehen. Dabei ist eine Beanspruchung nicht nur ein energetisch-medizinisch-physiologisches Problem, sondern Folge von Handlungen und Ursache weiterer Handlungen (Motivationsprozesse). (Nitsch & Udris, 1976).

Im Hochleistungstraining versucht man mit den ITP (→Trainingsplan, individueller) diese Vorgänge optimal zu lösen, womit der Nachwuchstrainer mit seinen Gruppen von 10-20 Kindern überfordert ist. Dieser sollte sich zumindest mit einem Feedback nach jeder Trainingseinheit über „erlebte Belastung“ informieren und das Geschehen nicht ganz einer „natürlichen Auswahl“ überlassen. →Stress, →Beanspruchungsgrad, →Reizschwelle

Verhältnis von Forderung und Beanspruchung im Training (nach Schnabel et al. 2008, S. 59)

 

Vor dem Wettkampf

Während des Wettkampfes

Nach dem Wettkampf

– die richtige Körperspannung finden
– positive Ziele und Erinnerungen
aktualisieren
  – trotz Wettkampfsituation eigene
Ziele fokussieren- Anstrengung
kontrollieren
 – mit Sieg und Niederlage umgehen
 – optimal regenerieren
 – Ziele anpassen

 

Tab.: Beanspruchungsregulation (nach Kleinert, 2005)

Schwimmer reagierten, gemessen am Erholungs-Beanspruchungszustand (Beanspruchungsgrad), auf Trainingsbelastungen höchst individuell. Sowohl die Art der Reaktion als auch deren zeitliche Verzögerung variieren zwischen den Schwimmerinnen, als auch bei derselben Schwimmerin zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Während einige Sportlerinnen wie erwartet mit einem sinkenden Erholungszustand auf intensives Training reagierten, fühlten sich andere durch höhere Beanspruchungen im Training erholter und ausgeglichener. Diese Reaktionen erfolgten teilweise unmittelbar nach dem Training und bei anderen Athletinnen erst um einige Tage verzögert. Das unterstreicht die Forderung nach einer individuellen Betreuung mit einer entsprechenden Erfassung von Trainings- und Erholungsdaten der Athleten (Collette 2016).

Exkurs: Aus ökonomischen Gründen steht der Schwimmer, besonders ab längeren Strecken, vor der Frage, in welchem Umfang (Zweier- bis Sechserschlag) und mit welcher Intensität er die Beinbewegung einsetzt. Wir erklärten den größeren Energieverbrauch immer mit der größeren Muskelmasse der Beine gegenüber den Armen. Tatsächlich konnten australische Sportwissenschaftler nachweisen, dass die unteren Gliedmaßen bei verschiedenen Schwimmgeschwindigkeiten für einen höheren Prozentsatz der Stoffwechselkosten verantwortlich waren als die oberen Gliedmaßen (Morris et al. 2017).


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