Beweglichkeit

21. März 2017 B 0

Beweglichkeit (flexibility), „allgemein das Vermögen, unterschiedliche Stellungen und Haltungen einzunehmen, und kann sich damit auf körperliche oder auf geistige Regungen beziehen“ (Wikipedia). In der Anatomie das maximale Bewegungsausmaß eines Gelenkes oder funktionell kombinierter Gelenkgruppen (Kent, 1994). →Freiheitsgrade

Die Beweglichkeit wird in der Sportwissenschaft einmal den konditionellen Fähigkeiten, zum anderen den koordinativen (motorischen) Fähigkeiten zugeordnet. Grosser et al. (2004) sprechen deshalb von einer „gemischt konditionell-koordinativen Fähigkeit“; Hottenrott & Neumann (2010) von einer allgemeinen Fähigkeit der Motorik“ (S.187). Die Beweglichkeit fußt auf den Komponenten Gelenkigkeit und Dehnfähigkeit (s. Abb.). Während die Gelenkigkeit (knöcherne Gelenksstruktur) weitgehend anatomisch und damit erblich bedingt ist, kann die Dehnfähigkeit oder Flexibilität (Muskeln, Sehnen und Bänder) durch Training beeinflusst werden, wozu aber ein mit dem Grundlagentraining beginnendes langfristiges und systematisches Üben erforderlich ist. Hierbei ist stets die funktionale Beweglichkeitsschulung (→Funktionsgymnastik) mit funktionalem Krafttraining zu verbinden, um muskuläre Dysbalancen und Haltungsschwächen zu verhindern, aber auch vor Verletzungsgefahren zu schützen (Martin et al. 1999). Es werden verschiedene Formen der Beweglichkeit unterschieden: allgemeine– und spezielle Beweglichkeit, aktive und passive Beweglichkeit, dynamische und statische Beweglichkeit. Für eine gute Beweglichkeit sind ausschlaggebend:

Im Training des Schwimmers ist die Beweglichkeit von außerordentlicher Bedeutung, um große Bewegungsamplituden zu gewährleisten. Es werden täglich 20-30 min Training der Beweglichkeit in Fußgelenken, Schultern, im Lendenbereich/ Hüfte, Knie, Beine und Leistengegend empfohlen (Jedow 1996).  Erst dann kann die spezifische Kraft in optimale Zykluswege umgesetzt werden. Sie ist zugleich Grundlage einer guten Bewegungsökonomie durch Reduzierung des „inneren Widerstandes“. So ist ein effektives Delfinschwimmen ohne die entsprechende Beweglichkeit im Schultergelenk über das Hüft-Kniegelenk bis zu den Füßen unmöglich. Dabei geht es immer um ein Optimum und nicht um eine übermäßige Gelenkbeweglichkeit (→Hypermobilität, u.a. Junge et al. 2016). Neuere Untersuchungen besagen, dass die Beweglichkeit nur so gut sein sollte wie notwendig. Jede Maximierung nütze nichts und könne schaden. Dementsprechend sollte Stretching im Schwimmen mit Vorsicht genossen werden (http://well.blogs.nytimes.com/2009/11/25/phys-ed-how-necessary-is-stretching/ ).

Die Diagnostik der Beweglichkeit. sollte neben der Gelenkwinkelmessung mit manualtherapeutischer Funktionsanalyse (→Chiropraktik/manuelle Therapie) gekoppelt sein. Für den Schulter- und Fußbereich können bei Schwimmern folgende Gelenkwinkel (in Grad) angegeben werden:

Gelenkwinkel in Grad (KLD des DSV, n=400) *Es handelt sich hierbei um von Mittelwerten der bisherigen KLD abgeleiteten Kategorien (n = 404): 1 = Mittel+ 2s; 2 = Mittel + 1,5s 3 = Mittelwert  s, 4 = Mittel – 1,5s, 5 = Mittel – 2s (lediglich bei Plantarflexion signifikanter Unterschied zwischen männlich und weiblich)

 

Untersuchungsergebnisse der letzten 20 Jahre stellen bisherige Theorien zum Training der Beweglichkeit in Frage bzw. sind mitunter widersprüchlich (Schnabel et al. 2008, S. 145), das betrifft besonders die Studien zur Dehnung. Beweglichkeit ist aber nicht gleich Dehnen (Gärtner, 2013)

Beweglichkeit (modifiziert nach Gärtner, 2013)

 

Exkurs: Emil Zatopek, vierfacher Olympiasieger und Weltrekordläufer, wurde anlässlich seines 70. Geburtstages gefragt welches der größte Fehler in seiner aktiven Laufbahn war. Ohne zu zögern antwortete er „Ich habe zu wenig Gymnastik gemacht; mit besserer Beweglichkeit und Lockerheit hätte ich bessere Leistungen erreicht“. Das kann man nun auslegen wie man will. Zum Weltrekord kommt man auch mit einem Minimum an Beweglichkeit oder da ist noch mehr möglich.

 

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