Kraftausdauer

21. Januar 2020 K 0

Kraftausdauer (KA) (strength endurance), konditionelle Fähigkeit, mit wiederholten Krafteinsätzen einen Bewegungswiderstand zu bewältigen, der mit mindestens 30% der Maximalkraft (nach Schmidtbleicher (2003) mehr als 50% der Maximalkraft über zwei Minuten) definiert ist, darunter spricht man von aerober Ausdauer. Die Trainingswissenschaft hat noch keine einheitliche Definition gefunden, deshalb hat man sich sehr an der Trainingspraxis orientiert (s. Exkurs). Bis auf die Geh- und Laufdisziplinen haben die meisten Ausdauersportarten größere Widerstände zu überwinden (Stockeinsatz Skilanglauf, Paddel bei Rudern/Kanu, Tretlager bei Radsport). Damit handelt es sich in den zyklischen Sportarten vorrangig um dynamische Kraftausdauer. Kraftausdauer benötigen aber auch Sportarten, in denen wiederholt gesprungen werden muss (Eiskunstlauf, Volleyball, Basketball) bzw. Gegner (Ringen, Judo) oder Geräte (Handball) „bewegt“ werden. Verschiedentlich wird dann von Schnellkraftausdauer gesprochen (Weineck, 2002, S.243). Muss ein Gerät über längere Zeit sicher gehalten werden (Schießen), spricht man von statischer Kraftausdauer. Ferner wird zwischen absoluter und relativer Kraftausdauer unterschieden. Um nicht weiter zu verwirren wird folgende einfach Definition empfohlen: Kraftausdauer wird benötigt, wenn höhere Lasten/Widerstände (Kraftkomponente) über längere Zeit (energetische Komponente) zu bewältigen sind.

Durch die Bewältigung des Wasserwiderstandes, der bekanntlich im Quadrat zur Schwimmgeschwindigkeit ansteigt, einschließlich der dazwischen gelagerten Abstöße an den Wenden, ist die Kraftausdauer für Kurz- und Mittelstreckenschwimmer die dominante konditionelle Fähigkeit. Wir sprechen vom Kraftausdauertraining im Schwimmen, wenn die Widerstände durch widerstandsvergrößernde Trainingsmittel im Wasser (→Paddles, →Flossen, →Powerrack, Stretchband usw., bei Maglischo (2003) power training) oder spezifische Krafttrainingsgeräten an Land (→Biobank, →“FES-Bank“) erhöht werden. Eine weitere Differenzierung in Maximalkraftausdauer, laktazide und aerobe Kraftausdauer (Pach, 1990) scheint für Schwimmer nicht zweckmäßig, da es sich hier vor allem um laktazide Kraftausdauer handelt (Belastungsdauer 30’’ – 4’), ansonsten entspricht diese Vorgehensweise mehr dem Schnellkrafttraining oder GAI- Training.

Die spezifische Kraftausdauer trainiert der Schwimmer an Land vor allem auf der Schwimmbank. Obwohl einige Autoren auf ein verändertes EMG-Muster zum realen Schwimmen verweisen (Olbrecht & Clarys, 1983;  Hermsdorf, 2001), kann im Allgemeinen davon ausgegangen werden, dass auf der Schwimmbank dieselbe Muskulatur des Oberkörpers aktiv ist, die auch beim Schwimmen einen erheblichen Anteil des Vortriebs erzeugt (Heller et al. 2004). Das bestätigen auch Ergebnisse der KLD im DSV (Rudolph, 2014, S.107, ebenda Witt S. 167-171; Witt & Küchler, 1997) sowie die Trainingspraxis mit Eliteschwimmern (Rudolph, 2007; Böll, 2007). Indem das Kraftausdauertraining des Schwimmers an Land nicht in die Kraftkonzeption des DSV (Fuhrmann et al. 2017) aufgenommen wurde, werden diese wertvollen Erfahrungen ignoriert.

Exkurs: „Es wird deutlich, dass das neuromuskuläre Funktionssystem sich nicht für Begriffe oder Kategorien wie Maximalkraft, Schnellkraft oder Kraftausdauer interessiert. Vielmehr sind gemessene kontraktile Eigenschaften eines Muskels durch spezifische strukturelle und funktionale Merkmale bedingt und auf einem Kontinuum zwischen Maximalkraft, Schnelligkeit und Ausdauer einzuordnen. Die aufwendigen und eingeschränkten Möglichkeiten zu deren Messung und der Umstand, dass das strukturelle und funktionelle Zusammenspiel noch nicht bis ins Detail erforscht und erklärt werden kann, führt u.a. zur behelfsmäßigen Kategorisierung in Fähigkeiten. Diese ist jedoch trotz der zugrunde liegenden vereinfachten Betrachtungsweise für den Trainingsalltag außerordentlich gewinnbringend, da sie eine entsprechende Akzentuierung von Trainingsschwerpunkten erlaubt – ohne die genauen strukturellen und funktionellen Anpassungen zu kennen“ (Wenzel, U.: Kraftvoll, schnell oder ausdauernd – wie macht der Muskel das? FAQ Spitzensport-Symposium 2019, https://www.iat.uni-leipzig.de/datenbanken/iks/sponet/Record/4054045)

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