Reife

16. November 2022 R 0

Reife (maturity), hier beschränkt auf den Menschen: Zustand des voll entwickelten Organismus („volljährig“), wobei zwischen körperlicher, geistiger, emotionaler und sozialer Reife unterschieden wird; juristisch versteht man unter Reife Verantwortlichkeit und Strafmündigkeit (Verantwortungsreife). Mit Reife kann auch direkt ein schulischer Abschluss (Reifezeugnis) gemeint sein: Schulreife, Mittlere Reife, Reifezeugnis. Ungeachtet dessen ist aber Reife nicht primär im wertenden, sondern im biologischen Sinne zu verstehen. Das schließt die Erkenntnis ein, dass Reifen „seine Zeit“ braucht und nicht durch Druck beschleunigt werden kann. →Reifung, →Reifungsalter, →biologisches Alter, →frühzeitige Spezialisierung

Eine reife Persönlichkeit zeichnet sich durch stabile seelisch-geistigen Merkmale aus, die ihr Denken, Fühlen und Handeln prägen. Sie ist frei von stärkeren inneren Widersprüchen, ruht in sich selbst und gewinnt daraus Selbstsicherheit und Selbstwertgefühl.“ (Galler, I.: http://members.chello.at/irene.galler/die_reife_pers%F6nlichkeit.htm – Zugriff 16.11.22)

Wachstum und biologische Reifung beeinflussen die Prozesse der Talentidentifikation, -selektion und -entwicklung entscheidend. So korrelieren in vielen Sportarten Wachstum und biologischer Reifestatus g mit Körpergröße, -gewicht, -zusammensetzung und körperlicher Leistungsfähigkeit (s. dazu Literaturhinweis). Costa et al. (2021) verglichen die Entwicklung von Kraft und Muskelmasse bei Schwimmern beider Geschlechter in verschiedenen chronologischen und biologischen Altersstufen. Sie folgerten, dass die Beziehung zwischen dem pubertären Entwicklungsniveau und dem chronologischen Alter eine nützliche Strategie für die Förderung von Jungen ist, während die Förderung von Mädchen nach dem chronologischen Alter für Training und Wettkampf angemessen erscheint. Dementgegen bestätigten Vorontsov et al. (1999) wie auch unsere Untersuchungen im DSSV den Einfluss des biologischen Alters (Reife) auf die körperliche Entwicklung und die Kraft sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen. Die größte Auswirkung der Reife wurde für 13-14-jährige Mädchen und 14-15-jährige Jungen gefunden. Mit zunehmendem Alter, d.h. gegen Ende der Pubertät und in der Zeit des Ausgleichens der individuellen Reife wird der Einfluss des biologischen Alters auf die Kraft kleiner. Diese Untersuchungen berücksichtigen aber nicht den „biologischen Vorlauf“ der Mädchen gegenüber den Jungen. Werden die SchwimmerIinnen unabhängig von ihrer Reife gleich trainiert, ergeben sich eine Reihe von Problemen sowohl für Früh– als auch für Spätentwickler. Von großer Bedeutung ist dabei die Kenntnis über den Zeitpunkt des maximalen Wachstumsschubes. Durch die zeitweise Anpassung bzw. Reduzierung der Trainingsbelastung können entwicklungsbedingte Erkrankungen bzw. Verletzungen vorgebeugt werden.(Altmann & Brock, 2017). Ergebnisse einer australischen Studie unterstreichen die Notwendigkeit, den Reifegrad und die technischen Fähigkeiten von Altersklassenschwimmern zu berücksichtigen, um eine bessere Bewertung der Schwimmer zu ermöglichen (Abbott et al. 2021).

„Menschliche Reife beginnt dort, wo die Sorge um andere größer wird als um die eigene Person.“ (unbekannt)

Mehr zum Thema: Ruf, Altmann & Härtel (2022). Methoden zur Bestimmung des Wachstums und der biologischen Reife im Nachwuchssport. Leistungssport (52)3, 13-19

 

 

 


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