Rückenstart

17. März 2023 R 0

Rückenstart (backstroke start), Start bei Wettkämpfen im Rückenschwimmen auf der Grundlage der Wettkampfbestimmungen (§ 125/3 b/c):

„Nach dem langen Pfiff des Schiedsrichters begeben sich die Schwimmer unverzüglich ins Wasser. Nach einem zweiten langen Pfiff nehmen die Schwimmer unverzüglich die Startposition ein. Sie müssen sich mit dem Gesicht zur Startwand mit beiden Händen an den Startgriffen (so weit möglich) aufstellen. Es ist nicht erlaubt, in oder auf der Überlaufrinne zu stehen oder die Zehen über den Rand der Überlaufrinne zu beugen.

Die Rückenstarthilfe kann ausschließlich zum Einsatz kommen, wenn baugleiche Modelle vom Ausrichter/Veranstalter für alle Schwimmer zur Verfügung gestellt werden. Die Benutzung ist jedem Schwimmer selbst überlassen, es müssen jedoch die zur Verfügung gestellten Rückenstarthilfen Verwendung finden. Rückenstarthilfen sind nur dann zulässig, wenn sie den von der FINA (World Aquatics) in ihren Bäderrichtlinien (Facilities -Rules) dargestellten Voraussetzungen entsprechen. Beim Einsatz der Rückenstarthilfe müssen die Zehen beider Füße mit der Wand oder mit der Anschlagmatte in Kontakt sein. Dabei ist es nicht zulässig, die Zehen über die Kante der Anschlagmatte zu beugen.“*

Technischer Ablauf (s. auch weitere Ausführungen Start, Aufnahmen mit freundlicher Genehmigung von swimpics.de, Bügner/Wolfram, OSP HH):

Ausgangsstellung: Körperposition, die vor dem →Startsignal eingenommen wird und eine feste und sichere Position an der Beckenwand ermöglicht. Das Gesicht zeigt zur Startwand und beide Hände umfassen die Startgriffe. Die Füße stehen über der Wasseroberfläche an der Beckenwand, parallel oder leicht versetzt**. Der Wandkontakt erfolgt nur mit dem Vorderfuß. Es ist nicht erlaubt, in oder auf der Überlaufrinne zu stehen oder die Zehen über deren Rand zu beugen. Fuß-, Knie-, Hüft– und Ellenbogengelenke sind gebeugt. Die Stärke der Beugung im Kniegelenk ist unterschiedlichen Varianten zuzuordnen. Gleiches gilt für die Position der Hüfte über, an oder unter der Wasseroberfläche. (Gebrauch Rückenstarthilfe s.o.)
Auftakt: Aus dieser Position wird nach dem Startsignal der Körperschwerpunkt mit Hilfe einer aktiven Auftaktbewegung schnell nach oben und hinten/rückwärts beschleunigt. Als Auftaktbewegung dienen ein kraftvoller Armeinsatz und gleichzeitig ein aktives Anheben der Hüfte nach oben. Mit diesen beiden Bewegungen erfolgt ein Strecken in den Ellenbogen- und Fußgelenken sowie im Hüftgelenk. Der Kopf wird in Richtung Nacken geführt.

Absprung: Nach der Auftaktbewegung wird der Oberkörper aktiv nach hinten beschleunigt und es folgt eine schnellkräftige Streckung des Körpers in den Fuß-, Knie- und Hüftgelenken bis zur Überstreckung. Gleichzeitig mit der Beschleunigung des Oberkörpers nach hinten werden die Arme seitlich oder über dem Kopf ebenfalls nach hinten geschwungen. Nach Havriluk (2017) ist die Armbewegung nach oben zwar konventionell, ein Bewegen der Arme nach unten dagegen effektiver. Die Absprungrichtung ist entsprechend Sprungkraftfähigkeit und Rumpfbeweglichkeit individuell zu optimieren (Graumnitz, 2015, S. 35).

Die Flugphase ist beim Rückenstart im Vergleich zum Start vom Block deutlich kürzer. Trotzdem sollte eine nahezu widerstandsfreie Flugphase realisiert und das Eintauchen widerstandsarm vorbereitet werden. Hierfür werden die Arme vor dem Eintauchen in Verlängerung der Körperlängsachse zusammengeführt, der Kopf wird zwischen die Arme genommen und der Körper überstreckt (→Bogenspannung).

Wichtig ist eine widerstandsarme Körperhaltung beim Eintauchen. Der Kopf befindet sich zwischen den gestreckten Armen und während des gesamten Eintauchens wird die Körperspannung aufrecht gehalten. Mit dem Eintauchen des Kopfes in das Wasser wird im Hüftgelenk gebeugt, um die Richtungsumlenkung in horizontaler Richtung unter Wasser durch Kopf und Arme einzuleiten. Gleichzeitig werden die Füße gestreckt und dadurch mit einem aufwärtsgerichteten Kick aus dem Wasser gebracht. Zum Ende der Eintauchphase, d.h. beim Eintauchen der Füße, wird im Hüftgelenk gestreckt und dadurch ein aktiver abwärts gerichteter Kick ausgeführt. Optimal ist ein kleines Eintauchloch (Graumnitz, 2015, S.36).

Unterwasserphase: Nach dem Eintauchen wird direkt eine effektive und kraftvolle Delfinbewegung eingesetzt, um ein hohes Geschwindigkeitsniveau aufrecht zu halten***. Eine widerstandsarme Körperhaltung ist hierfür Voraussetzung (gestreckte Arme in Verlängerung des Rumpfes, Kopf zwischen den Armen, Ganzkörperstreckung).

Es gilt die Bewegungsbeschreibung des Starts vom Block. Das Auftauchen beim Rückenschwimmen erfolgt wie beim Delfin– und Freistilschwimmen.
Die Delfinbewegung beginnt mit einem Aufwärtsschlag. Die Länge des Übergangs ist abhängig von der Wettkampfart, der erzielten Absprunggeschwindigkeit und der Qualität des Eintauchens (Graumnitz, 2015, S. 37).

* erste Analysen der Rückenstarts seit Einführung der neuen Rückenstarthilfe bei OS 2012 und WM 2013 konnten die Vorteile noch nicht eindeutig nachweisen (De Jesus et al. 2014). Später wurde ein positiver Einfluß auf die Schwimmgeschwindigkeit beschrieben (Qui et al. 2018; Ikeda et al. 2017

**Die optimale Fußstellung ist in der Literatur noch nicht eindeutig geklärt. Obwohl hier die optimal erscheinende Fußstellung über der Wasseroberfläche beschrieben wird, fanden andere Autoren dafür keine Argumente (Vilas-Boas et al. 2009)

***Portugiesische Biomechaniker stellten nach dem ersten Delfinkick einen Verlust der horizontalen Schwimmgeschwindigkeit fest und empfehlen deshalb, die maximale Kniebeugung beim Abwärtsschlag zu minimieren (de Jesus et al. 2014).

 Video: https://www.youtube.com/watch?v=bji7HtgM_WQ -Zugriff 17.03.23  (und weitere)


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