Vorurteil

12. August 2017 V 0

Vorurteil (prejudice), vorgefasste, sachlich und an Erfahrungen nicht überprüfte Meinung zu Dingen, Personen oder Gruppen („Denkschablone“). Diese ist zumeist übernommen und hartnäckig, weshalb sich ihr Abbau schwierig gestaltet („Es ist leichter ein Atom zu spalten als ein Vorurteil“ EINSTEIN). Die meisten Vorurteilsdefinitionen konzentrieren sich auf Vorurteile negativen Inhalts, da diese eher als positive Vorurteile schädigende Wirkung nach sich ziehen. Vorurteile können harmlos sein (Witze), aber mit Macht verbunden zu katastrophalen Folgen führen (Holocaust als Ergebnis des Antisemitismus). Vorurteile können als „Determinanten diskriminierenden Verhaltens“ (Quelle s.u.) betrachtet werden. Mit Hasskommentaren (hatespaeck) in den sozialen Netzwerken erleben sie einen neuen Boom. →Halo-Effekt

Da Vorurteile ein Intergruppen-Phänomen sind, spielen sie auch in der Führung von Trainingsgruppen und Mannschaften eine Rolle. Das Verführerische am Vorurteil ist die Bequemlichkeit, man kann auf seriöse und damit aufwendige Quellen (Fake News statt Recherchen, Analysen des Trainers) verzichten und schließt sich einfach einer Meinung (Bewegung, Partei) an. So sind sie ein Trick des Gehirns, um bei der Informationsverarbeitung Energie zu sparen (Hirnforscher Martin Korte).

Der Sport ist ein hervorragendes Mittel Vorurteile abzubauen, davon zeugen Initiativen von DOSB und DSJ für Inklusion, Integration und Interkulturalität.

 

Mehr zum Thema: http://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/vorurteile/16528

 

Exkurs: Das negative Vorurteil ist mit dem positiven eins. Sie sind zwei Seiten einer Sache. Dass der Neger wesensmäßig schlechter ist, bedeutet, dass der Weiße wesensmäßig besser ist, er braucht nichts dafür zu tun. Wenn es genügt, die Hautfarbe zu kennen, um über jenen den Stab zu brechen gleichviel, was er als Einzelner auch denkt und tut, dann sind dem eingesessenen Weißen seine eigenen moralischen Qualitäten garantiert. Sein Ich wird dadurch aufgebläht, dass er der richtigen Rasse angehört. An die Stelle eigener Verdienste tritt die Mitgliedschaft in einem Kollektiv. Auch dem vernünftigen Bewusstsein gilt die Zugehörigkeit zu einem Volk; zu einer Partei oder Institution, gleichviel ob der Zugehörige sich einfügt oder widerstrebt, nicht als bedeutungslos. Das Individuum für sich allein ist eine Abstraktion. Es ist in die Gesellschaft verflochten; von den Besonderheiten der Verflechtung hängt zum großen Teil nicht bloß sein Schicksal, sondern auch sein Charakter ab. Die Historiker kennen die Subtilität, deren es bedarf, um die Rolle der sogenannten großen Männer in den Nationen, Religionen, Völkerstämmen festzustellen. Bei den kleinen, den Privatpersonen, ist die Aufgabe nicht einfacher. Diese können sie zumeist nur selber leisten. Anstatt der Sammlungen von Dokumenten bleibt ihnen die Erinnerung, das Gewissen, die Empfindsamkeit des eigenen Bewusstseins. Einen mit irgendwelchen Kollektiven, in die er hineingeboren oder sonst hineingeraten ist, unmittelbar in eins zu setzen, im guten oder schlechten Sinn, ist wider die Vernunft.“

Als Max Horkheimer diesen Text für die FAZ vom 20.05.1961 verfasste, waren Trump, AfD, Brexit usw. noch nicht bekannt.

 

„Vorurteile sind Fertigteile. Damit kann man sich die Welt leicht und schnell zusammenbauen.“ Hellmut Walters, (1930-1985) dt. Schriftsteller


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