Wettkampfangst

15. August 2017 W 0

Wettkampfangst (Competitive anxiety), „eine akute emotionale Reaktion auf eine bedrohliche oder als bedrohlich empfundene Wettkampfsituation“ (Martens et al. 1990) →Versagensangst

Zum Verständnis des Zusammenhangs von Angst und Leistung ist es bedeutsam sowohl Intensität (Wie stark ist die Angst?) als auch Richtung (Wird die Angst positiv oder negativ interpretiert?) der Wettkampfangst zu kennen. Eine positiv interpretierte Wettkampfangst kann die Leistung positiv beeinflussen, wenn der Sportler die Kontrolle (Zuversicht) nicht aus der Hand gibt (Jones, 1995). Eine zu hohe Intensität kann physiologisch zu einem zu hohen Muskeltonus und damit vorzeitiger Ermüdung und psychologisch zu Unkonzentriertheit führen (→Konzentrationsfähigkeit). Der Trainer erkennt Wettkampfangst beim Sportler an folgenden Symptomen: kalte und schweißige Hände, häufiger Toilettengang, erhöhtes Schwitzen sogar vor der körperlichen Anstrengung, negative Selbstgespräche, erhöhte Muskelanspannung, Magenkrämpfe, sich Krankfühlen, Kopfschmerzen, trockener Mund, Schlafschwierigkeiten, Konzentrationsschwierigkeiten. Wenn diese Symptome häufiger in Wettkampfsituationen auftreten und im Training selten oder überhaupt nicht erscheinen, dann ist das ein Indiz für Wettkampfangst. Der beste Weg (der auch häufig übersehen wird), um die Wettkampfangst zu erkennen, ist es die Athleten direkt zu fragen. Deshalb ist auch eine vertrauensvolle Atmosphäre zwischen Athlet und Trainer einer der wichtigsten Aspekte einer produktiven Zusammenarbeit. (https://www.spowi.hu-berlin.de/de/institut/sportpsychologie/fuer-die-praxis/wettkampfangst-1).

Psychologen haben zur Erfassung der unmittelbaren Angst vor und während des Wettkampfes Fragebogen entwickelt (Wettkampfangst-Inventar-State/WAI-S und Wettkampfangst-Inventar-Trait/WAI-T). Ein Sportler, der miserabel vorbereitet in einen Wettkampf geht, muss schon über ein besonders starkes Nervensystem verfügen. Das ist aber nicht die Regel. Michael Groß wurde ein besonderes Talent im psychologischen Umgang mit Wettkämpfen bescheinigt, der sich auf folgende Grundregeln stützte:

  • Freudige, nicht übernervöse oder – aus lauter Angst – apathische Erwartung des Wettkampfes,
  • gelassene Konzentration auf die anstehende Aufgabe,
  • sich nicht unter Erfolgszwang stellen (Moll, 2004).

 

Exkurs: Absolutes Gift ist das, was der Psychologe Eberspächer als „Bewertungsspiele“ bezeichnet. Etwa, wenn ein Athlet sich bei Olympischen Spielen ständig sagt, dass dies der wichtigste Wettkampf der Welt und der wichtigste Wettkampf seiner Laufbahn sei. „Das ist völlig unprofessionell“, betont Eberspächer. „Es ist egal, ob ich beim Kreissportfest bin oder bei Olympia, ich muss das, was ich geübt habe, so gut tun, wie ich es in diesem Augenblick nur irgend kann, nichts anderes. Die Frage der Bedeutung und der Konsequenzen darf sich gar nicht stellen.“ (Moll, 2004).

 

Fragebogen sind abrufbar: http://www.bisp-sportpsychologie.de/SpoPsy/DE/Diagnostikportal/Angst/Sportlerfrageboegen/sportlerfrageboegen_node.html


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