Blutpass

23. November 2017 B 0

Blutpass (blood Passport), oder Biologischer Pass, 2009 durch die WADA vorgenommene Erweiterung des Anti-Doping Codes um durch Verlaufskontrollen von Blutwerten auch Doping nachweisen zu können. Dieses indirekte Nachweisverfahren ist 2010 mit Vorgaben für die Probenabnahme, Transport, Analyse im Labor und Datenauswertung („Athlete Biological Passport“ oder „biologischer Pass“) geregelt worden (Auszug Institut für Biochemie, DSHS Köln):

Dieses Programm sieht vor, folgende Blutparameter zu erfassen :

HKT Hämatokrit
HGB Hämoglobin
% Retis % Retikulozyten
RBC red blood cell count, Anzahl der Roten Blutkörperchen
MCV mean corpuscular volume, Erythrozytenvolumen = HKT/RBC
MCH mean corpuscular hemoglobin, Hämoglobingehalt der Erythrozyten = HGB/RBC
MCHC mean corpuscular hemoglobin concentration, Mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration = HGB/HKT
WBC white blood cell count, Weiße Blutkörperchen oder Leukozyten
PLT platalet count, Blutplättchen oder Thrombozyten
  • Die Datenerhebung darf nur von Laboratorien, die entsprechenden Qualitätsanforderungen genügen, vorgenommen werden,
  • Messungen erfolgen nur mit einem Gerät, dem Sysmex XT 2000i,
  • das Labor nimmt an regelmäßigen monatlichen Ringtests, die von der WADA organisiert werden, teil,
  • Einhalten strikter Qualitätsvorgaben, die deutlich enger gefasst sind als bei Ringtests klinischer Laboratorien,
  • Ein Dopingverstoß wird auf der Grundlage eines statistischen Modells von Sottas et al. (s. Literatur) bewertet: Abnormal Blood Profile Score (ABPS). Dabei handelt es sich um eine statistische Berechnung (Bayes Statistik) individueller Werte, die alle oben erwähnten Blutparameter einbezieht und gewichtet und weitere Daten wie. z.B. Höhenaufenthalt berücksichtigt.
  • Anhand dieser Statistik werden individuelle Grenzwerte berechnet, so dass statistisch gesicherte Abweichungen bei folgenden Blutkontrollen als Dopingverstoß bewertet werden können.

Höhentraining verursacht kurzzeitige hämatologische Schwankungen mit Relevanz für den Biologischen Pass (Bonne et al. 2014). Blutstatus,Blutdoping

Wie damit umgehen? Der biologische Pass des Athleten weist über eine longitudinal Analyse von Biomarkern eines Athleten («Profile») den Effekt von Dopingsubstanzen auf den Organismus nach. Der erste, quantitative Schritt dieser Evaluation erfolgt automatisiert über einen auf dem Bayes Theorem basierenden Software Algorithmus unter Berücksichtigung voriger Werte des Athleten. Hier als «abnormal» klassifizierte Profile werden im zweiten Schritt durch ein Expertengremium qualitativ bezüglich möglicher Gründe für die Abnormalität beurteilt. Mögliche Gründe sind analytische Fehler, Krankheiten, Extreme physiologischer Regulation oder Doping. Der Experte muss die Wahrscheinlichkeit des Vorliegens der Biomarker-Konstellation in Hinblick auf diese verschiedenen Gründe ermitteln. Dies impliziert Kenntnis der Störfaktoren, die die Biomarker beeinflussen können. Die Expertenmeinung bildet die Grundlage des juristischen Urteils und sollte aus diesem Grunde forensischen Standards genügen (Schuhmacher 2016).

Mehr zum Thema: https://www.dshs-koeln.de/institut-fuer-biochemie/analyse-methoden/der-blutpass-als-dopingkontrollmassnahme/


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