Ehrenamt
Ehrenamtlichkeit/ Ehrenamt (volunteering, honorary office), „freiwillige, unentgeltliche Erstellung von Leistungen für und in freiwilligen Vereinigungen“ (Heinemann, in Röthig & Prohl, 2003).
Die Ehrenamtlichkeit ist Stütze wie Hindernis des deutschen Sports zugleich; Stütze, indem die Selbstverwaltung des Sports zu drei Viertel von ehrenamtlichen Mitarbeitern getragen wird und dadurch Personalkosten gespart werden (Ehrenamtlichkeit wurde ursprünglich zur Entlastung des Staatshaushaltes geschaffen), Hindernis, da so oft auf vielen Ebenen, besonders im Leistungssport, inkompetent entschieden wird. Die Grenzen zwischen ehrenamtlicher, nebenamtlicher und hauptberuflicher Tätigkeit können im Sport durch vielfältige Bezahlungs- und Aufwandsentschädigungsmodelle nicht immer genau gezogen werden. Durch die Kommerzialisierung des Sports haben sich auch die Strukturelemente des Ehrenamtes verändert. Während die Geschäftsstellen der Verbände, teilweise auch der Vereine, hauptamtlich besetzt sind und maßgebliche Trainerposten von professionell ausgebildeten und bezahlten Trainern eingenommen werden, werden diese von ehrenamtlichen Vorständen geführt. Die hohen Anforderungen, die damit an die Ehrenamtlichkeit gestellt werden, werden durch die zunehmend mangelnde Bereitschaft auf dieser Basis zu wirken, immer weniger erfüllt. Dabei leistet das Ehrenamt im Sport „einen wichtigen, ökonomisch nicht messbaren Beitrag zur sozialen Kultur der Gesellschaft“ (Gruppe & Mieth, 2001). → http://www.ehrenamt-im-sport.de (Zugriff am 6.02.2019).
„Insbesondere im Spitzensport ist ein extremes Maß an Professionalität notwendig, um im weltweiten Wettbewerb erfolgreich zu bestehen. Hier stößt das Ehrenamt oftmals zwangsläufig an seine Grenzen.“ (Hörmann, 28.05.2014, Bundestrainer-Konferenz)
Fakten: Jedes Jahr erbringen etwa 1,7 Millionen ehrenamtlich tätige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in offiziellen Ämtern und Funktionen eine Wertschöpfung von ca. 6,7 Milliarden Euro. 44% der über 14-Jährigen widmen ihre Zeit Anderen ohne finanziellen Ausgleich. Wenn auch die Zahl der ehrenamtlichen Helfer zunimmt, die aufgewendete Zeit sinkt. Zwei Stunden pro Woche sind für 60% das Maximum; über sechs Stunden hilft etwa nur noch ein Fünftel (Freiwilligensurvey 2014). Aber ohne die Hilfe Freiwilliger wäre die Einwandererlawine 2015/16 nicht bewältigt worden.
Exkurs: Zunehmend ängstigt sich unsere Bevölkerung vor einem angeblich der Digitalisierung geschuldeten Wegfall von Arbeitsplätzen. Zugleich stiehlt sich der Sozialstaat aus seiner Verantwortung, wenn er immer mehr Aufgaben an das Ehrenamt überträgt. Die Gewinne sprudeln aber munter weiter. Damit verstärkt das Ehrenamt noch die Schieflage. Die Orden, die der Bundespräsident zum „Bürgerfest“ verteilt, kommen immer noch billiger als wenn der Sozialhelfer, der Übungsleiter oder der Chorleiter ordentlich entlohnt würden, zumal Roboter in diesen Feldern (noch?) ihre Grenzen haben.
Mehr zum Thema: https://cdn.dosb.de/alter_Datenbestand/fm-dosb/arbeitsfelder/Breitensport/Broschuere_DINA5_Attraktives-Ehrenamt.pdf (Zugriff am 6.02.2019)