Begriff: Endspurt

Endspurt

Endspurt (finish, final sprint), besondere Aktivität in einer Endphase (einer Ausbildung, einer Wettkampfserie), im ursprünglichen Sinne aber Tempobeschleunigung zu Ende eines Rennens.
Steigerung der Schwimmgeschwindigkeit in der Schlussphase eines Wettkampfes, deren Dauer und Länge von taktischen Erwägungen und dem aktuellen Leistungsvermögen bestimmt wird. Grundlage sind ein hohes Niveau der wettkampfspezifischen Ausdauer (Stehvermögen) und psychisches Mobilisationsvermögen. Erreicht wird die höhere Geschwindigkeit durch Steigerung der Bewegungsfrequenz (vor allem Brustschwimmen) bzw. einen intensiveren Beineinsatz (→Schlagschwimmarten). Da mit dem Endspurt oft die letzten Reserven mobilisiert werden, sollte in der Vorlauf-Endlauf-Strategie der kontinuierliche Geschwindigkeitsverlauf bevorzugt werden. Schwimmer mit dem gefürchteten Turbo zum Schluss verdanken das meistens einer ausgezeichneten Grundlagenausdauer, da sie weniger „schmerzhaft“ die ersten Bahnen bewältigen. Eine optimale Rennstrategie hat die individuellen Stärken und Schwächen des Schwimmers zu berücksichtigen (McGibbon et al. 2018). Analysen von Rennverläufen zeigen, dass die muskuläre Leistungsabgabe bei hochintensiven Trainingsleistungen (Zwischen- und Endspurt) aktiv und vorausschauend durch die momentanen Empfindungen des Athleten als auch den relativen Umfang eines durchzuführenden Wettkampfes geregelt wird (De Koning et al. 2011). →Spurt

Exkurs: Johnson (1998) wirft die Frage nach einem Endspurt innerhalb des Armzuges beim Schwimmen auf. Obwohl ein langer Durchzug bis zum Oberschenkel gelehrt wird, zeigt die Technik vieler Spitzenschwimmer (u.a. M. Biondi, R. Carey, K. Perkins, A. Kasvio, A. Popov) keine solche Endbeschleunigungsphase. Deren Armzug zeichnet sich vielmehr durch einen fließenden, weichen Anfangszug sowie einer Beschleunigung und Kraft in der „Aufwärts- und Rückwärtszugphase“  aus. Dazu kommt eine leichte Auswärtsbewegung im Endzug. Der Autor hält einen Armzug bis zur Streckung des Ellbogens im Endzug für ungünstig und glaubt auch nicht, dass die Zuglänge der entscheidende Faktor im Schwimmen sei. Die Regel sollte sein: Verringerung der Zuganzahl pro Bahn mit minimalem Tempoverlust bzw. bei bereits vorhandener sehr guter Zuglänge halten dieser und allmählich Erhöhen des Tempos. Die schlechteste Variante ist ein Opfern der Zuglänge zu Gunsten zusätzlicher Geschwindigkeit (Zugfrequenz).

Neuloh, J. (2024) analysierte den Einflusses von Distanz, Zeitpunkt des Wettkampfs, Runde und Endplatzierung auf das Endspurtverhalten im 800-m- und 1.500-m-Freistilschwimmen der letzten acht Weltmeisterschaften und fünf Olympischen Spiele (1998–2016; einschließlich 1.433 Rennen und 528 Schwimmern). Zusätzlich verglich er bei 27 Schwimmern Veränderungen im Endspurtverhalten, in der Endzeit und in den physiologischen Parametern. Die Untersuchung zeigte, dass insbesondere Medaillengewinner einen ausgeprägteren Endspurt haben als Nicht-Medaillengewinner und dass ein ausgeprägterer Endspurt mit der saisonalen Bestzeit im Langstreckenschwimmen im Becken, einem höheren Leistungsniveau des Schwimmers und einer längeren Wettkampfdistanz verbunden ist. Medaillengewinner und Sieger zeigen einen ausgeprägteren Endspurt aufgrund einer größeren Mobilisierung anaerober Reserven.

„Wer auf halber Strecke zum Endspurt ansetzt, dem geht die Puste vor der Zielgeraden aus“ Daniel Mühlemann (*1959) Aphoristiker

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  • Erstellt am: 22. August 2025
  • Überarbeitet am: 22. August 2025
  • Autor: Klaus Rudolph

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