Schwimmgeschwindigkeit, kritische
Schwimmgeschwindigkeit, kritische (KSG/CV) (critical speed, critical velocity, v-crit), die schnellste Schwimmgeschwindigkeit, die bei kontinuierlichem Schwimmen ohne Erschöpfung gehalten werden kann. Wakayoshi (1992) berechnete die KSG mit einem „unblutigen“ (nicht-invasiven) Test aus einer maximalen Testleistung über 50m und 400m. Die davon abgeleitete Regression ergab Werte in Prozent der Bestzeit, wie sie im RTP des DSV ebenfalls empfohlen werden: 80-85% für 100m-Serien und 90-95% für 400m-Serien. Mit der KSG-Methode konnte auch bei Kindern die aerobe Kapazität erfolgreich bestimmt werden (Sousa et al. 2012). Da bei 10-11jährigen Schwimmer/innen keine statistisch signifikanten Unterschied zwischen den beiden Geschlechtern festgestellt werden konnten, wird die Bestimmung der kritische Geschwindigkeit als Alternative zu „Laktattests“ für das Ausdauertraining bei Kindern und jungen Schwimmern empfohlen (Thanopoulos et al. 2014).
Beispiel (Ginn, 1993): – Test 400m (d1) und 50m (d2) max von unten mit folgenden Zeiten: 4:50,5 min(t1) und 0:30,2 min(t2)
Berechnung der Zeit für 400m (5 x 400m): 400 : 1,3446 m/s = 297,49 = 4:57,5 min
Ginn fand heraus, dass die KSG etwa bei 80–85 % der maximalen Schwimmgeschwindigkeit für 100 m liegt, oder bei 90–95 % der 400-m-Geschwindigkeit (bei Clipet 93-96%, Info von M. Witt- FINA-Symposium Biomechanik und Medizin 2002).
Piatrikova et al. (2020) verordneten hochtrainierten Schwimmern 15 Wochen lang ein Programm mit reduziertem Trainingsvolumen (=30 km/Woche) mit einem hochintensiven Intervalltraining (HIT) nach den Konzepten der kritischen Geschwindigkeit (CV) und der kritischen Zugfrequenz (CSR). Ttrotz der 25%igen Reduktion des Trainingsvolumens verbesserten sich mehrere physiologische, technische und Leistungsparameter (Piatrikova et al. 2020). Es gibt aber immer noch einige Unklarheiten und widersprüchliche Informationen in Bezug auf die Genauigkeit des CV im Schwimmen. So ist unklar, ob CV eine gültige Alternative zu blutlaktatbasierten Schwellenwerten ist, wobei einige Belege darauf hindeuten, dass die Testergebnisse vergleichbar sind, während andere das Gegenteil nahelegen. In Anbetracht dieser widersprüchlichen Ergebnisse und der Bedeutung dieses Themas analysierten Petrigna et al. (2022) 41 Studien zur kritischen Schwimmgeschwindigkeit. Sie verweisen auf die unterschiedlichen Testprotokolle, was diesen Leistungsmarker potenziell ungenau macht und schlagen ein (weiteres?) Standardverfahren vor (https://doi.org/10.1016/j.scispo.2021.06.003 – Zugriff 3.05.23).
Mehr zum Thema: Hoffmann, Ch. (2019). Das Modell der Critical Swimming Speed. swim & more 5/2019, 45-47