ADHS
ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom) (attention-deficit hyperactivity disorder – ADHD, deutsch ADHS), auch „Zappelphilipp-Syndrom“. Eine schon im Kindesalter beginnende psychische Störung, die sich primär durch leichte Ablenkbarkeit und geringes Durchhaltevermögen sowie ein leicht aufbrausendes Wesen mit der Neigung zum unüberlegten Handeln, häufig auch in Kombination mit Hyperaktivität, auszeichnet (ohne Hyperaktivität ADS). Etwa 3-10 % aller Kinder zeigen Symptome im Sinne einer ADHS. Bei Jungen wird sie deutlich häufiger diagnostiziert als bei Mädchen (Willcut, 2012) Die Symptome können mit unterschiedlicher Ausprägung bis in das Erwachsenenalter hinein anhalten“ (WIKIPEDIA). Kinder mit ADHS haben Probleme mit der Wahrnehmung des eigenen Körpers, oftmals auch im grob- und feinmotorischen Bereich. Besonders mittels Bewegungstherapie lernen die Kinder durch vielfältige Bewegungsangebote (balancieren, hüpfen, laufen, schwingen, rutschen, …) ihren Körper und die eigenen Fähigkeiten immer besser kennen. Mit der Zeit werden Übungen, die anfänglich sehr schwer fielen, sicherer, wodurch das Kind letztlich auch eine Selbstbestätigung erhält. Die Bewegungstherapie ist sowohl für hyper- als auch für hypoaktive Kinder geeignet (www.dr-gumpert.de/html/ads.html). .→Selbstbeherrschung
Sportliche Aktivitäten wirken positiv auf kognitive und exekutive Funktionen (EF). Bei ADHS stellen die exekutiven Funktionen ein zentrales Defizit dar, weshalb betroffene Kinder und Jugendliche im Besonderen von sportlichen Aktivitäten profitieren könnten. Die vorliegende Befundlage ist aber heterogen, da sie mit einer zu geringen Differenzierung der sportlichen Aktivitäten begründet wird (Lehnert 2014). Gegenwärtig wird sogar diskutiert, dass mangelnde körperliche Betätigung zur Ausbildung von ADHS beiträgt. Von besonderem Nutzen ist das Schwimmen, da neben dem hohen Spaßfaktor die Kinder ihren Körper von einer ganz anderen Seite erleben.
Erscheinungen von ADHS können bei Hochleistungssportlern vemehrt auftreten, da die an ADHS beteiligten Neurotransmitter auch mit zentraler Ermüdung in Zusammenhang stehen, Ermüdungsuntersuchungen mit Medikamenten zur Behandlung von ADHS deuten darauf hin, dass Ausdauerleistung und Thermoregulation so beeinflusst werden, dass Sportler, die diese Medikamente einnehmen, gefährdet sind (Parr 2011). Das als spezifisches Stimulans klassifizierte Methylphenidat steht aktuell auf der Dopingliste und ist während des Wettkampfes nicht erlaubt. Soll das Medikament vor einem Wettkampf abgesetzt werden, muss beachtet werden, dass dies ausreichend früh geschieht, da Metaboliten von Methylphenidat, die von der Doping-Analytik erfasst werden, längerfristig nachweisbar sind. Leistungssportler können eine medizinische Ausnahmegenehmigung beantragen. Dazu sind medizinische Unterlagen sowie eine Stellungnahme von einem klinischen Experten erforderlich. Die Unterlagen müssen mindestens 30 Tage vor dem Wettkampf eingereicht werden. Wurde die ADHS-Diagnose erstmals im Erwachsenenalter gestellt, ist eine Bestätigung der Diagnose durch eine unabhängige zweite Expertenmeinung erforderlich (Bestimmungen der WADA). Weniger problematisch ist das Medikament Strattera, das nicht auf der Doping-Liste steht.
Exkurs: Nicht jedem nervenden Kind muss gleich der „ADHS-Stempel“ aufgedrückt werden. Das geschieht aber bei sieben Prozent aller zehn- bis zwölfjährigen Jungen in Deutschland. Ritalin sorgt für Ruhe und befreit Eltern wie Lehrer von aufwendigen Erziehungsmaßnahmen. Besonders bei kleineren Kindern ist das Gehirn noch nicht so weit entwickelt wie das älterer Kinder. Sie können sich noch nicht so gut konzentrieren, lassen sich leichter ablenken und benötigen mehr Zeit. Durch Ritalin verlieren sie ihre Kreativität. Von rund 5000 Patienten, die wegen ADHS-Symptomen behandelt wurden, litten nur fünf Prozent an dieser Störung. 95 Prozent hatten andere Krankheiten wie Depressionen, Psychosen, Schizophrenie, bipolare Störungen, Gehör- oder Sehprobleme. Auch Schlaflosigkeit oder Eisenmangel kann Konzentrationsschwäche auslösen. Manche waren gar nicht krank, hatten nur Stress (Interview mit dem amerikanischen Neurologen und Kinderarzt Saul, Autor des Buches „Die ADHS-Lüge. Eine Fehldiagnose und ihre Folgen“. FR.de 6.09.15 (http://www.fr.de/wissen/adhs-adhs-ist-oft-eine-fehldiagnose-a-416351)
„Eine solche Diagnose bringt auf einmal Kategorien, wie ‚krank’ oder ‚gesund’ mit sich. Ich finde es problematisch, kindliches Verhalten zu pathologisieren und Kinder so zu stigmatisieren.“ Katharina Saalfrank (Pädagogin, langjährige TV-Erziehungsberaterin)
Mehr zum Thema: http://www.adhs-deutschland.de/Home/ADHS/Schule/Schulpraxis-Das-Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom-ADS.aspx