Anabolika
Anabolika (anabolics), griech. anabolé „Vertagung, Aufschiebung“; auch anabole Steroide, synthetische Wirkstoffe, die strukturell Testosteron nachempfunden sind und proteinaufbauend (→anabol) wirken. Damit fördern sie das Muskelwachstum, allerdings mit sehr ernstzunehmenden Nebenwirkungen:
- vorzeitiger Epiphysenschluss bei Kindern,
- Störungen der Leberfunktion,
- törungen des Hormon- und Fettstoffwechsels,
- „Vermännlichung“ bei Frauen,
- erhöhte Mortalität und Suizidrate (Lindqist et al. 2014) ).
Exkurs: Die Geschichte der anabolen androgenen Steroide (AAS) hat ihre Wurzeln in der antiken Endokrinologie (Lehre von den Hormonen). Bereits vor über 6000 Jahren bemerkten die Bauern eine verstärkte Domestizierung von Tieren nach der Kastration. Die Entwicklung von AASs und später deren künstliche Synthese ist in der wissenschaftlichen Forschung und in der Pharmazie ein hysterisches Phänomen geblieben. Im Laufe der Jahre wurden AAS künstlich synthetisiert und zur Behandlung verschiedener Beschwerden genutzt, bis sie dann vom Leistungssport vereinnahmt wurden (Dotson & Brown 2007). Der Leistungsboom im Schwimmen der 70iger und 80iger Jahre ist weitgehend der Anwendung von Anabolika geschuldet. Noch 1976 schrieben führende Sportmediziner der BRD, dass es aus medizinischen Gründen derzeit für den Mann keine gesicherten Einwände gegen die Einnahme von anabolen Hormonen gäbe und ein Verbot fragwürdig und deshalb nicht zu empfehlen sei (Keul & Kindermann, S. 111/112). Das ist deshalb interessant, weil bislang Doping im Spitzensport allein der DDR angelastet wurde (Singler & Treutlein 2012). Die anabolen Steroide wurden vor allem wegen der unlauteren Vorteilnahme bereits 1974 und dann endgültig 1984 auf die Dopingliste gesetzt. In Deutschland fallen anabole Steroide unter das Arzneimittelgesetz und zusätzlich unter die Arzneimittelverschreibungsverordnung, so dass sie nur mit Erlaubnis gehandelt und nur mittels Rezept an den Endverbraucher abgegeben werden dürfen (Wikipedia). Dank der Thematisierung in der Trainer- und Sportlerausbildung, sowie der strengen Kontrollen bei den Kadersportlern ist der Anabolika- Missbrauch im DOSB vermutlich fast gänzlich getilgt. In anderen Bereichen sind Anabolika begehrt, wie in der Bodybuilder-Szene oder generell bei den Traumtänzern, die einem perfekten Körperwahn verfallenen sind. Dopingforscher gehen davon aus, dass jeder Fünfte im Fitnessstudio etwas schluckt oder spritzt. Das wären 1,8 Millionen Menschen (Kläber, 2014)! →Dopingmittel
„Leistungssport ist das größte biologische Experiment der Menschheitsgeschichte.“ Willdor Hollmann (*1925), 1994–1997 Präsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft und bis 1998 Präsident des Deutschen Sportärztebundes
Mehr zum Thema: http://flexikon.doccheck.com/de/Anabolikum