Erfahrung

12. April 2017 E 0

Erfahrung (experience), durch Wahrnehmung und Lernen erworbene Erkenntnisse und Verhaltensweisen; das im Verlaufe des Lebens erworbene und erprobte Wissen (Lebenserfahrung). Darauf baut das erfahrungsbasierte Lernen auf, das auf der Annahme beruht, erst die unmittelbare, praktische Auseinandersetzung mit einem Lerngegenstand ermögliche ein effektives Lernen. →Erfahrungslernen, →Lernen, reflexifes

Der Sportler erfährt den eigenen Körper, die eigene Bewegung, den Umgang mit der Umwelt (z.B. Wasser, Schnee) und den Sportkameraden. Bewegung ist der „Vermittler zur Welt“ (Grupe & Krüger, 1997). Deshalb ist der Sport eine ausgezeichnete Ergänzung zum Schulunterricht, der weniger Gelegenheiten für solch erfahrungsgeleitetes Lernen bietet.

Eine langjährige Trainings- und Wettkampfpraxis ist für einen Leistungssportler außerordentlich wertvoll, da er im Training besser „Spreu vom Weizen“ (Effektivität der Trainingsmethoden) trennen kann, wodurch die Qualität des Trainings verbessert wird, und er im Wettkampf taktisch dem unerfahrenen Sportler gegenüber im Vorteil ist. Das trifft auch uneingeschränkt für den Trainer zu, muss aber nicht Bedingung sein (s. Abb.). Ehemalige Leistungssportler bringen aber ein höheres „Sozialkapital“ in den Trainerjop mit ein (Rynne, 2014). →Erlebnispädagogik

Gebrauchstheorie 001
Einflussfaktoren auf die „Gebrauchstheorie“ des Trainers (nach Martin et al. 2001, S. 19)

 

Exkurs: Bei einer Stichprobe von 117 Jugendfußballern wurden zur Talentauswahl Traineraussage und „Wissenschaft“ (mehrdimensionale Messungen) herangezogen. Nach fünf Jahren wurden die Testergebnisse mit der Leistungsentwicklung der Sportler verglichen. Das subjektive Auges des Trainers und damit die Erfahrung war den anderen Verfahren ebenbürtig bis überlegen (Sieghartsleitner et al. 2019). Die Erfahrung beeinflusst auch die Effizienz eines Fußballtrainers (Duarte et al. 2014). Eine andere Studie zeigte, dass bei Sportlern nach Belastungen auf den Fahrradergometer Unterschiede in der wahrgenommenen Anstrengung durch das Geschlecht beeinflusst werden können (Männer genauer), aber dass die Exposition gegenüber sportlichen Erfahrungen anscheinend alle potenziellen Geschlechterunterschiede außer Kraft setzt (Winborn et al. 1988). Diese und weitere Ergebnisse berücksichtigend wird der Wert der auf Erfahrung (Praxis) basierenden Lizenzausbildung im Sport deutlich. Der Umfang an Theorie (120+60+80 Lerneinheiten) ist zwar gering (und reicht auch nicht mehr aus), dazwischen sind aber mehrere Jahre an Trainingspraxis gefordert.

„Erfahrungen sind Wegweiser – keine Lagerplätze“. George Bernard Shaw (1856-1950) irischer Dramatiker

„Erfahrung ist für mich die höchste Autorität“ Carl Rogers (1902-1987) US-Psychologe und Psychotherapeut


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert