Politisierung
Politisierung (politicization), besonders totalitäre Regime kennzeichnende zwangsweise Integration gesellschaftlicher Bereiche, so auch des Sports.
Demokratien sind aber von einer politischen Instrumentalisierung des Sports nicht frei, wie der Boykott der Olympische Spiele1980 zeigte. Die Politisierung des Sports wird noch dadurch verstärkt, „dass Sportler oder Sportmannschaften sich mit politischen Einheiten von der Gemeinde bis zur Nation identifizieren“ (Lexikon der Ethik im Sport, 2001). „Sport stellt damit nicht länger mehr nur ein Tätigkeitssystem dar, das primär durch sportbezogene Regeln (Wettbewerbsregeln) gestaltet wird, sondern durch die Verflechtung mit anderen Politikfeldern, Interessen und Akteuren auch zunehmend ein Konfliktfeld, in dem es um die Durchsetzung von Interessen sowie die Herstellung von (verbindlichen) Entscheidungen geht“ (Mittag 2010 S.35). →Politik, →Meinungsfreiheit
Exkurs: Symbolisch für die enge Verbindung zwischen Sport und Politik ist das Verhältnis der Kanzlerin Angela Merkel und der Fußballnationalmannschaft, das immer medienwirksam in Szene gesetzt wird. Fußballer als Wahlhelfer? Sport führt zur Stabilisierung politischer Herrschaft bzw. des Herrschaftssystems, weil (fast) immer Regierende politisch profitieren und selten oppositionelle Artikulation stattfinden kann (Filzmaier, P. Der Sport und seine politische Instrumentalisierung. Ländlicher Raum 5/2004, S.5). Spätestens mit der Präsidentschaft Willi Weyers 1974 wurde „der alte Faltenwurfumhang unpolitischer Sport“ abgeworfen (Dankert 2009, S.74).
Mehr zum Thema: Hirsch, G. (2000). Sport auf dem Weg zur Abhängigkeit von Gesetzen und Politik. Der richtige Weg? https://www.iat.uni-leipzig.de/datenbanken/iks/sponet/Record/4007474 – Zugriff 15.11.21