Figurzeit, Gesetz der konstanten
Figurzeit, Gesetz der konstanten (law of constant figure time: isochrony), Kognitionspsychologie/Psychomotorik: Phänomen bei geführten Bewegungenbeim Erlernen und der Ausführung komplexer Bewegungsfolgen, wonach die zeitliche Struktur von Bewegungen weniger von den zu überbrückenden Entfernungen als vielmehr von der Komplexität des Bewegungsverlaufs und seinen Zielkriterien bestimmt wird. So dauert das Umfahren eines großen Kreises zum Beispiel nicht wesentlich länger als das eines kleinen. Dieses Phänomen tritt nur dann auf, wenn das Bewegungsziel (Figur) bekannt ist. Neurophysiologisch ist dieses Phänomen begründet, indem der Anstieg der Muskelspannung vom motorischen System so an die Bewegungsamplitude angepasst wird, dass der zeitliche Verlauf relativ gesehen gleich bleibt. Anders ausgedrückt steigt die Geschwindigkeit der Kontraktion linear mit zunehmender Amplitude der Bewegung an (Gielen et al. 1985).
Beispiel: Bei einer Trackingaufgabe erfolgten die Korrekturbewegungen umso schneller, je größer die zu korrigierende Abweichung ist. Somit sind die Korrekturbewegungen zwar unterschiedlich lang, aber von annähernd gleicher Dauer (Searle & Taylor, 1948). Oder ein Text mit großer Schrift erfordert die gleiche Zeit wie mit kleiner Schrift. Diese feste Zuordnung von Geschwindigkeit, Figur und Größe lässt sich nicht willentlich verändern.