Potenzialanalyse
Potenzialanalyse (potential analysis), von lat. potentia „Stärke, Macht“ und Analyse, bezeichnet die strukturierte Untersuchung des Vorhandenseins bestimmter Eigenschaften (Fähigkeiten). Potenzialanalysen liefern strukturierte Informationen zu Fragen nach der Fähigkeit von Mitarbeitern, Ereignissen, Mitteln und Organisationen (Wikipedia).
Die Potenzialanalyse ist inzwischen im Rahmen der „Neustrukturierung des deutschen Leistungssports“ (Sportförderung) ein neues Handlungsfeld, das zunächst einige auserwählte Spezialisten (PotAS-Kommission) beschäftigt. „Auf der Grundlage aktueller sportfachlicher und sportwissenschaftlicher Standards besteht die zentrale Aufgabe der PotAS-Kommission in der Durchführung einer objektiven und transparenten Evaluation der Bundessportfachverbände (nachfolgend Verbände) in den Kategorien Erfolge, Leistungspotenziale und Strukturen. Im Sinne des Qualitätsmanagements gilt es, die Verbandsstrukturen zu verbessern, um die vorhandenen Potenziale talentierter Nachwuchsathleten zur vollen Entfaltung zu bringen und um die Erfolgswahrscheinlichkeit deutscher Spitzenathleten bei internationalen sportlichen Großereignissen zu erhöhen. Das Qualitätsmanagement durch die PotAS-Kommission zielt auf ein optimiertes Umfeld für Athleten und Trainer zur Leistungserbringung unter Berücksichtigung gesundheitlicher Aspekte ab. Die Verbände werden als lernende Systeme betrachtet. Mit diesem neuen Instrument der potenzialorientierten Fördersystematik wurde ein Paradigmenwechsel eingeleitet, um neben der bislang erfolgten ausschließlichen Bewertung vergangener sportlicher Erfolge auch die Leistungspotenziale und Strukturen der Disziplinen und Disziplingruppen zu berücksichtigen.“ (https://www.potas.de/startseite/potas/verfahren.html – Zugriff 20.11.21). „Die menschliche Komponente wird bei „PotAS“ nicht berücksichtigt, im Mittelpunkt aller Analysen stehen die einzelnen Verbände als Ganzes“ (BR vom 22.05.18). Das Potenzialanalysesystem fordert von den olympischen Sommersportverbänden, nach einem Datenmanagementsystem 132 Fragen, getrennt nach männlich und weiblich zu beantworten und mit Dokumenten zu belegen (Direktor Leistungssport des DSV in „swim & more“ 6/2019, S.3.).
„Wir schreiben Excel-Tabellen, die anderen trainieren“ Jörg Bügner, Sportdirektor des DLV zu den mageren Ergebnissen der Olympischen Spiele 2024
Exkurs: In meiner über 60jährigen Tätigkeit im Leistungssport lernte ich verschiedene Formen der „Erbsenzählerei“ kennen: Im DTSB der DDR ein Rapportsystem und später einen Arbeitsnachweis der Olympiastützpunkte der BRD. Beide Systeme animierten die Mitarbeiter sich und „ihren Laden“ schön zu rechnen. Ein direkter Bezug zum leistungssportlichen Erfolg war wenig sichtbar. Es wurden Kapazitäten von ihrer eigentlichen Arbeit – und die ist Training und Wettkampf – abgehalten. Und das in einer Branche, in der Erfolg eindeutig nachweisbar ist, denn das sind unverändert „Podiumsplätze“. So verwunderte es nicht als die erste Rangliste teilweise harsche Kritik erntete: „Blödsinn, ein Bürokratiemonster“ (Ingo Weiss, Präsident des Deutschen Basketball Bundes unter https://www.dw.com/de/potenzialanalyse-des-dosb-sorgt-fuer-aerger/a-59240680 – Zugriff 20.11.21). Übrigens: In der PotAS-Tabelle der Sommersportverbände liegt Basketball mit 46,94 Prozent auf dem 26. und damit letzten Platz. 2023 wurden sie Weltmeister.
„Nichts hält so sehr von der Arbeit ab wie Arbeitsberichte“ H.J. Quadbeck-Seeger (*1939) deutscher Chemiker
Mehr zum Thema: https://www.potas.de/startseite.html Zugriff 13.08.24