Prinzip
Prinzip (principle), lat. principium = Anfang, Ursprung; Grundsatz, Grundregel, auf die sich menschliches Denken und Handeln stützt. So sind z.B. die Unantastbarkeit der Menschenwürde und Rechtsstaatlichkeit Grundprinzipien unserer Verfassung. Im klassischen Sinne ist das (axiomatische) Prinzip eine Gesetzmäßigkeit, die anderen Gesetzmäßigkeiten übergeordnet ist. Da diese Gesetzmäßigkeit für gewöhnlich nicht ohne weiteres definierbar ist, wird das Prinzip zumeist nach der Wirkung benannt, und nicht nach der eigentlichen Gesetzmäßigkeit (Wikipedia). Das entbindet aber die Trainingswissenschaft nicht von der Aufgabe, systematische Untersuchungen zur wissenschaftlichen Begründung von Handlungsorientierungen durchzuführen (Schnabel et al. 2008, S.260)
Mit der Trainingslehre wurden viele Erkenntnisse übernommen, die nicht immer wissenschaftlich (im Sinne wissenschaftlicher Gesetze) ausreichend belegt waren. Diese Erkenntnisse wurden als Handlungsempfehlungen weitergegeben. Mit zunehmender Entwicklung des Leistungssports mehrten sich diese Trainingsprinzipien (bei Harre 1986 noch 10, bei Martin et al. 1991 schon 25) und Sportwissenschaftler waren bemüht, diese zu ordnen. Schnabel et al. (2008) verfolgen einen Systematisierungsansatz nach inhaltlicher Gültigkeit (S. 261) und beschränken sich auf fünf Entscheidungsdimensionen (S.262):
- Trainingsziel,
- Trainingsinhalt und Trainingsaufbau,
- allgemeines Führungskonzept,
- methodische Gestaltung,
- Trainingsauswertung,-steuerung.
Einen alternativen Ansatz bieten Schöllhorn et al. (2013) im Sinne einer logisch konsistenteren Struktur, indem sie das System auf latente Strukturen reduzieren, in dem Sinne eine systemische Modellierung eines „trainierenden Athleten“ aus biologischer Sicht vornehmen. Die Sportwissenschaft ist aufgefordert, die Aussagenstruktur der Trainingsprinzipien in Forschungshypothesen zum jeweiligen Wissenstyp zu transformieren und wissenschaftlich zu überprüfen (Schnabel 2008, Homann & Lames 2002). →Prinzipiensystem
„Jedes Prinzip biegt sich, allzu scharf zugespitzt, in sein Gegenteil um. Das überspannte moralische Prinzip führt zu zaristischem Despotismus, das übertriebene demokratische zur Pöbeltyrannei.“ Johannes Scherr (1817 – 1886), schweiz. Schriftsteller und Literaturhistoriker