Bewegungskoordination
Bewegungskoordination (motor coordination), Sportliche Bewegungen setzen sich in der Regel aus mehreren Einzelbewegungen zusammen. Diese erfolgen nacheinander wie beim Sprung (Anlauf, Absprung, Flug, Landung) oder nebeneinander wie beim Schwimmen (Arm- und Beinbewegung). Sie folgen immer einem Bewegungsprogramm, dem ein Handlungsziel zugrunde liegt. Folglich verstehen wir unter Bewegungskoordination den „Prozess der abgestimmten Organisation von sportlichen Bewegungen, eingeordnet in ein auf ein bestimmtes Ziel gerichtetes übergeordnetes Handlungsprogramm“ (Mechling, in Röthig & Prohl, 2003, S. 93). Die von einigen Autoren postulierten Unterschiede in der Bedeutung von „Bewegungskoordination“ und „Bewegungsregulation“ (neuerdings noch „motorische Kontrolle“) sind nicht so gravierend, dass der Terminus „Bewegungskoordination“ ersetzt werden müsste (Schnabel et al. 2008, S.77). →Koordination, →Fähigkeiten, koordinative, →Koordination, intermuskuläre
Mit einem kybernetischen Modell versucht Schnabel (2007) der engen Verflechtung biomechanischer, psychologischer, bioenergetischer und neurophysiologischer Aspekte, also der Transdisziplinarität der Bewegungskoordination gerecht zu werden (s. Abb.). So erfordert z.B. das übergeordnete Ziel „Kraulschwimmen“ das Zusammenspiel der Einzelbewegungen im richtigen Rhythmus (→Frequenz), effektiver Strukturen (→Zyklusweg), die Einfügung der Atmung in den Bewegungsablauf, eine Feinabstimmung der Kräfte usw.. Dabei wirkt sich eine optimale Abstimmung der Einzelphasen (es „rutscht“) auch optimal auf die Bewegungsökonomie und damit auf den Energieverbrauch aus (Reer et al. 2001; Figueiredo et al. 2013; Seifert et al. 2014). Chollet et al. (2000) beschreiben einen Koordinationsindex, der die Koordinationsmuster durch Messung der Verzögerungszeit zwischen den Antriebsphasen jedes Arms charakterisiert. Er erhöhte sich beim Kraulschwimmensich signifikant mit der Geschwindigkeit und folglich mit dem Leistungsniveau der Schwimmer.
Unter Bewegungskoordination wird auch die „Abstimmung aller Bewegungsparameter im aktuellen Prozess der Wechselwirkung des Sportleres mit der jeweiligen Umweltsituation“ verstanden (Meinel & Schnabel 2007, S. 32). So veränderte der Einsatz der neuen Starthilfe im Rückenschwimmen (OMEGA OSB12) die Zeit für das Lösen der Hände, des Abstoßes, die Flughöhe und -weite und die Eintauchtiefe (Qui et al. 2018). Einen entscheidenden Einfluss hatten in Jahren 2008/09 die Bodysuits, die besonders denen zu Fabelzeiten verhalfen, die ihre Bewegungen optimal koordinativ anpassten.
Mehr zum Thema: Meinel & Schnabel (2007): Bewegungslehre-Sportmotorik. Meyer & Meyer, Kap. 2 Bewegungskoordination als Regulation der Bewegungstätigkeit, S. 28-40