Biorhythmus
Biorhythmus (biorhythm), „Lebensrhythmus“, in Zyklen oder Phasen sich wiederholende physiologische Abläufe, wovon der Schlaf-Wach-Rhythmus wohl das typischste Beispiel ist („innere Uhr“). Wikipedia
Die vom Biorhythmus hervorgerufenen Formschwankungen im Tagesablauf sollten zumindest im Hochleistungstraining bei der Lage der Trainingseinheiten und Wettkampfabschnitte beachtet werden. Andererseits kann dieser Biorhythmus auch trainiert werden. So sollte sich der Schwimmer in der Taperphase langfristig an den Tagesrhythmus des Hauptwettkampfes anpassen (exogene Rhythmen). Durch zielstrebige intensive Belastungen an Vormittagen (Vorlauf) sind die individuellen Unterschiede der Rhythmustypen zu beachten („ich kann nur abends schwimmen“). Die Schwimmleistung ist in den frühen Abendstunden um 11-14% besser als im Tagesverlauf (Reilly & Marshall, 1991; Faull et al. 2015). Mit der Dominanz der Fernsehanstalten über die zeitliche Einordnung der Wettkämpfe in den Tagesablauf, sind langfristige Anpassungsvorgänge schwieriger geworden.
Beispiel: In Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro hatten die Schwimmer des DSV mit dreifacher Anpassung zu kämpfen, zu Klima und Zeitzone, kam noch der durch die Verlegung der Finalwettkämpfe nach 22.00 Uhr verschobene Tagesablauf: Schlafen, Essen, Training alles findet zu ungewohnter Zeit statt. Zu danken ist das dem amerikanischen Fernsehen, das die amerikanischen Schwimmstars seinen Zuschauern zur heimischen Primetime vorführen will. Wir übernehmen jetzt nicht nur amerikanische Lebensweise, sondern auch amerikanische Zeitzonen.
Exkurs: Interessante Ansätze der ungarischen Schwimmer, die Mesozyklen nach biorhythmischen Prinzipien zu gestalten, haben sich international nicht durchgesetzt. Szechy (bei Satori 1991) reduzierte die Mikrozyklen auf die 24stündigen Stoffwechselvorgänge und den Mesozyklus auf den 28tägigen „emotionalen“ Zyklus. Auch der Abstand von der ungarischen Meisterschaft zum jeweiligen Wettkampfhöhepunkt betrug immer 28 Tage.
Aschoff (1970) bewies mit seinen Bunkerversuchen, dass die Synchronisation der „inneren Uhr“ wesentlich von terrestrischen und sozialen Zeitgebern bestimmt wird (z. B. Tag-/Nacht-Rhythmus bei Interkontinentalflügen, Schichtarbeit). Davon ausgehend erscheint die These, die Periodendauer der Biorhythmen betrage bei jedem Menschen, von inneren und äußeren Zeitgebern unabhängig, über Jahrzehnte hin stets exakt 23, 28 bzw. 33 Tage, zumindest zweifelhaft (Leis et al. 1982, S.291). Somit trägt die Biorhythmik, die davon ausgeht, dass das Leben wellenförmig drei unterschiedlich lang dauernden (zwischen 23 und 33 Tagen) Rhythmen unterliegt – dem körperlichen, emotionalen und intellektuellen – vornehmlich pseudowissenschaftlichen Charakter. Das hindert aber nicht bestimmte „Experten“ (Mantiker) daran, im Internet zuhauf für jedermann, basierend auf dem Geburtsdatum und dem Geschlecht, „gute und schlechte Tage“ zu berechnen.
Anders verhält es sich mit der „inneren Uhr“ als eine der wichtigsten Eigenschaften des Lebens. Denn durch die Rotation der Erde um die Sonne und um sich selbst verändern sich die Lebensbedingungen seiner Bewohner stetig im Tag-Nacht-Rhytthmus. →Biochronologie
- http://www.gesundheit.de/medizin/psychologie/zeit-und-rhythmus/biorhythmus-die-innere-uhr – Zugriff 20.12.20
- Harmsen & Doligkeit (2020). Im Einklang mit dem Biorhythmus: ein unterschätztes Phänomen der individuellen Leistungsfähigkeit. DSTV-Reihe, Bd. 45, 35-44