Kritik
Kritik (criticism), griech. krinein „unterscheiden, trennen“; „allgemeine Bezeichnung für die Hinterfragung und Überprüfung der Stimmigkeit eines Sachverhaltes“ (Psychologisches Wörterbuch 2004). Die Kritikfähigkeit ist sehr unterschiedlich ausgeprägt und muss teilweise im Sinne konstruktiver Auseinandersetzung mit den kritischen Hinweisen erlernt werden. Dabei „macht der Ton die Musik“, denn auch Kränkung und Aggression können die Reaktion sein. Außerdem spielt der Zeitpunkt eine Rolle. So sollte sich der Trainer hüten, den von Wettkampf oder Test „ausgelaugten“ Sportler mit einem kritischen Redeschwall zu überhäufen. Konstruktive Kritik beabsichtigt nie, andere ab- oder die eigene Person aufzuwerten. Sie sollte den Sportler nicht verärgern oder enttäuschen und damit zusätzlich belasten. Aber auf keinem Fall sollte der Trainer (wie auch der Sportler) Kritik scheuen, denn in der Zusammenarbeit mit anderen gibt es dazu keine vernünftige Alternative.
Wortwahl im Sinne konstruktiver Kritik (am Beispiel Training mit der Zugbank): „Die Leistung ist gut, aber versuche mehr Power in den Einzelzug zu bringen und die Zugfrequenz zu reduzieren (statt: Züge sind saft- und kraftlos!)“. Verweise auf Fakten und weniger auf deine Meinung.
Beispiel für kritische Position in der Sportwissenschaft: „Die in der Sportpraxis Lehrenden dürfen dabei erwarten, dass wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisse deutlich von Hypothesen und Spekulationen unterschieden werden. Ist dies nicht der Fall, ist es die Aufgabe der Gemeinschaft der Bewegungs- und Trainingswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, auf den hypothetischen Charakter von Hypothesen und den spekulativen Charakter von Spekulationen hinzuweisen. Genau dies soll im Folgenden geschehen. Insbesondere soll verdeutlicht werden, dass es sich beim Differenzierten Lernen keineswegs um eine wissenschaftlich abgesicherte Methode handelt. Hierzu werden wir nach einer Einordnung des Ansatzes in die bewegungswissenschaftliche Theoriediskussion zeigen, dass die behaupteten Praxiskonsequenzen theoretisch nicht fundiert sind, dass die Abgrenzung zu konkurrierenden Lerntheorien lücken- und fehlerhaft ausfällt, dass die präsentierte empirische Befundlage auf höchst wackeligen Füßen steht und dass der Ansatz sich auch aus Praxissicht als nicht tragfähig erweist.(Künzell & Hossner, 2012. Differenzielles Lehren und Lernen: eine Kritik. Sportwissenschaft (42)2, 83-95
„Ein Abend, an dem sich alle Anwesenden völlig einig sind, ist ein verlorener Abend.“ Albert Einstein (1879-1955) deutscher Physiker
Mehr zum Thema: absolventa vom 13.03.2019 (https://www.absolventa.de/karriereguide/persoenlichkeit/kritikfaehigkeit – Zugriff 5.02.2020)