Motiv
Motiv (motive), lat. motus „Bewegung, Antrieb“; Beweggrund menschlichen Verhaltens. Die Abgrenzung zu Bedürfnis und Trieb ist unscharf. Es werden Grundbedürfnisse, die bei allen Menschen anzunehmen sind, von Primärbedürfnissen unterschieden, die sich als Folge gesellschaftlicher Entwicklungen und Prozesse im Laufe der individuellen Lebensgeschichte gebildet haben. Als Grundbedürfnisse zählen: Sicherheit, Anerkennung, Bewegung, Vertrauen und Selbstachtung, die nur wirksam sind, wenn sie nicht befriedigt werden (Baumann 2006). Der durch Motive ausgelöste aktuelle Prozess wird als Motivation bezeichnet. →Dropout
Nach Gabler (2002) sind Motive im Sport hauptsächlich gerichtet:
· auf das Sporttreiben selbst,
· auf das Ergebnis des Sporttreibens,
· auf das Sporttreiben als Mittel für weitere Zwecke und zum anderen,
· auf die eigene Person bezogen („ichbezogen“)
· oder auf den Einschluss weiterer Personen („im sozialen Kontext“).
Aktuelle Primärbedürfnisse nach Rieder & Fischer (bei Baumann 2006, S.129):
– Freude und Lust an der Bewegung
– Leistung (Technik, Steigerung, Vergleich…)
– Kommunikation (Anschluss, Geselligkeit)
– Kompensation (Ausgleich, Austoben)
– Regeneration (Erholung)
– Gesundheit (Prophylaxe, Therapie)
– Körpererfahrung (Körperbeherrschung, Bewusstsein…)
– Aussehen (Fitness, Figur)
– Selbstvertrauen (Sicherheit)
– Sozialprestige (Jugendlichkeit, Anerkennung, Image).
Laut einer Studie bei Schwimmern (Sieber & Membel, 2015) besitzt ein hohes Leistungsmotiv bei der Vorhersage der objektiven Leistung nur dann einen positiven Effekt, wenn es nicht durch die Impulskontrolle* gehemmt (inhibiert) wird. (* Kontrolle vom Emotionen und Affekten als Teil der Selbstkontrolle)
Die Motivstärke kann mit dem Thematischen Auffassungstest (TAT) gemessen werden. Dabei werden den Probanden relativ unstrukturierte Bildkarten vorgelegt, zu denen Phantasiegeschichten verfasst werden müssen. Fragebogenverfahren eignen sich weniger, weil hier vor allem bewusst reflektierte Normen und Werte zum Ausdruck kommen (McClelland 1985).
„Wenn ein Mensch keinen Grund hat, etwas zu tun, hat er einen Grund, es nicht zu tun“. Walter Scott (1771-1832) schottischer Schriftsteller
Exkurs: Nach einer Befragung verbanden asiatische Elteschwimmer ihr Glück mit Freude, Zufriedenheit in Trainings- und Wettkampfsituationen, vor allem wenn sie gute Ergebnisse haben. Aber materielle Belohnungen und Vorteile, die ihnen zuteilwerden, werden nicht als Glück, sondern als Unterstützung gesehen (Jin et al. 2017).
Mehr zum Thema: https://lexikon.stangl.eu/335/motiv/