Rumpfkraft
Rumpfkraft (trunk strengh), Kraft der Rumpfmuskulatur, die den Kernbereich des menschlichen Körpers stabilisiert, die Bewegung des Körperschwerpunkts kontrolliert und die Kraft der oberen und unteren Gliedmaßen überträgt. Im Zusammenspiel dieser Faktoren spielt die Rumpfkraft eine wichtige Rolle in der Verletzungsprävention.
Nach einer vergleichenden Analyse der Rumpfkraftvoraussetzungen verschiedener Sportarten zeigten die Kraft- und Zweikampfsportarten die höchsten Werte, die Ausdauerdisziplinen Schwimmen und Triathlon aufgrund des fehlenden Widerlagers die geringsten Kraftwerte. In einigen Sportarten lassen sich sportartbedingte Dysbalancen nachweisen. Generell erreichen die Männer signifikant höhere Kraftvoraussetzungen, wobei die Rotation als leistungsbestimmend hervorzuheben ist (Kerner & Witt; 2014). Für den Schwimmer ist die Rumpfkraft wichtig, sowohl im Sinne der Stabilisierung als auch der direkten Beteiligung an der Schwimmbewegung (→Delfinbewegung) und sollte über alle Ausbildungsetappen geschult werden (u.a. Price 2008). Für das Schwimmen sind drei Funktionen bedeutungsvoll:
- eine Widerlagerfunktion, indem Becken und Rumpf stabilisiert werden,
- eine Kraftübertragungs- und Kopplungsfunktion, indem die aus der Arm– und Beinbewegung erzeugte Kraft über Muskelschlingen vortriebswirksam wird und
- eine Schutzfunktion, indem eine starke Rumpfmuskulatur („Muskelkorsett“) den Bewegungsapparat stützt und damit entlastet. Aus diesem Grund sollte die Rumpfmuskulatur zwar im Sinne der Entwicklung vor allem am Beginn eines Makrozyklus, aber zur Stabilisierung ganzjährig trainiert werden. →Rumpfstabilisation
Ergänzend kann festgestellt werden, dass die Entwicklung von Kraft und Ausdauer der Rumpfmuskulatur die Reaktionszeit verbessern kann (Biyikli, T. 2018).
Im Hochleistungstraining hilft bei Stagnation spezifischer Mittel oft eine stärkere Hinwendung zur Kräftigung der großen Muskelgruppen im Sinne einer „Runderneuerung“. Für das Rumpfkrafttraining an Geräten zählen die üblichen Hinweise (→Krafttraining an Geräten) (Hottenrott, 2000).
Das aus den USA übernommene Core-Training ist eigentlich fast das Gleiche wie Bauch- und Rückentraining, nur dass der Begriff Core etwas weiter gefasst wird, indem die tiefen und die oberflächlichen Rückenmuskeln im Lendenwirbelbereich mit erfasst sind.
Exkurs: Mit dem „Rahmenplan Kraft des DSV“ wird das klassische Rumpfkrafttraining oder Stabilisationstraining nicht weiter empfohlen, da damit langfristig die Rumpfmuskulatur nicht gekräftigt würde. Fuhrmann et al. (2017) gehen davon aus, dass die Kraft und damit das Dickenwachstum der Muskulatur die Grundlage jeder (Rumpf-)Stabilität ist. „Für eine Kraftsteigerung der (Rumpf-)Muskulatur ist ein hoher Spannungsreiz notwendig. Hohe Spannungsreize werden durch Rumpfübungen realisiert, bei denen die Verwendung von Zusatzgewichten möglich ist.“ (S.17) Es widerstrebt mir, Rumpfkrafttraining und Stabilisationstraining in „einen Topf“ zu werfen. Stabilität ist mehr als nur Kraft. Sie ist die Fähigkeit, Kräfte und Bewegungen zu kontrollieren. Dabei ist der koordinative Effekt ausdrücklich gewünscht. (→functional Training).
- http://www.trainingsworld.com/training/krafttraining-sti47291/rumpfkrafttrainingcoretraining-profitieren-einem-starken-koerperkern-1549043.html – Zugriff 23.03.23
- Video: https://www.youtube.com/watch?v=kYSLBETqH2c – Zugriff 23-03.23
- Gustedt, C. (2013). Core-Training: Zum Einfluss von Rumpfkraft und -stabilität auf die sportliche Leistungsfähigkeit. Leistungssport, 43(2013)2, S. 11-15
- Witt & Streicher (2008). Einsatz von Trainingsmitteln zum kraftorientierten Techniktraining. DSTV-Reihe Bd. 29, 64-75