Automatisierung
Automatisierung (automation), lat. automatus „aus eigenem Antrieb“; Organisation technischer Vorgänge, die selbstständig und damit weitgehend ohne menschliches Zutun ablaufen
In der Trainingswissenschaft die „durch häufiges Üben bewirkte Vervollkommnung bzw. Perfektionierung motorischer Handlungen, die eine bewusste Ausführung und Kontrolle entbehrlich macht“, ohne dass das Bewusstsein völlig ausgeschaltet ist und bei Störungen eingreifen kann (Schnabel & Thieß, 1993, S.99). Präzision und Zielsicherheit, Bewegungsrhythmus und Leichtigkeit („über das Wasser fliegen“), Harmonie und Ästhetik, Wettkampfstabilität und ökonomischer Bewegungsablauf kennzeichnen die Automatisierung im Schwimmen und ermöglichen dem Schwimmer, sich auf taktische Ziele zu konzentrieren. Sie ist ein Merkmal der Stabilisierung der Feinkoordination und der verstärkten Entwicklung der variablen Verfügbarkeit (dritte motorische Lernphase) und führt zum motorischen Stereotyp. Deshalb ist bei der Automatisierung wettkampffremder Bewegungsabläufe Vorsicht geboten. →Habituation
In der jüngsten Vergangenheit haben wir unser grundlegendes Wissen über die Motorik des Menschen erweitert – dank moderner bildgebender Verfahren, aber auch mathematischer Modelle über das Zusammenwirken der Muskeln, Knochen und Gelenke mit den Reflexen innerhalb der Wirbelsäule und den komplexen Vorgängen im Gehirn (dvs-Symposium der Sektionen Biomechanik, Sportmotorik und Trainingswissenschaft 21.-23.03.2012 in Münster).
Ein weiteres Feld für automatisierte Verfahren ist die Leistungsdiagnostik. So ist es durch ein ausgeklügeltes Videosystem und automatisierte Analyse möglich, dem Turner während des Trainings ein direktes Feedback zu geben. Die Informationen sind nicht nur unmittelbar während des Trainings nützlich, sie dokumentieren auch den Fortschritt eines Sportlers im Verlaufe eines ganzen Jahres. Die Leistung des Athleten kann mit der Leistung der Weltspitze verglichen werden, da mit der speziellen Software (CCP) auch Aufnahmen von Wettkämpfen möglich sind (van der Eb et al. 2013). Erinnert sei auch an die Echtzeit-Videoanalysen im Fußball. Im Schwimmen entwickelten Ingeneure ein kabelloses Sensornetzwerk zur automatischen Erfassung des Starts (Le Sage et al 2013).
„Heutzutage wird so vieles mit einem Knopfdruck erledigt, dass man sich fragt, ob ein Händedruck noch einen Wert besitzt“ Willy Meurer (*1934),deutsch-kanadischer Kaufmann und Publizist