Akupunktur
Akupunktur (acupuncture), lat. acus „Nadel“, punctio „Stechen“; aus der traditionellen chinesischen Medizin übernommenes Heilverfahren, dessen schmerzhemmende und regulierende Wirkung auf gestörte Funktionen inzwischen auch in der westlichen Medizin weitgehend akzeptiert ist. Die Akupunktur stützt sich auf das Meridiansystem, das als Netzwerk reflektorischer Punkte auf der Körperoberfläche und deren Wechselwirkung mit inneren Organen verstanden wird, auch als Funktionskreise bekannt. Dabei steht nicht die bei einem Organ liegende Ursache im Vordergrund, sondern die Herstellung des Gleichgewichts des Funktionskreises. „Akupunktur ist nichts anderes als die Beeinflussung der Lebensenergie“ (Muijs & Giesen 1974, 219).
Obwohl von der Schulmedizin immer wieder als „Kurpfuscherei“ abgetan, wird der ganzheitlich orientierte Therapieansatz der Akupunktur von vielen Sportmedizinern als Bereicherung gesehen, da er gängige Verfahren ergänzt. So lösen mechanische Belastung oder Überlastung im Sport oft nur Beschwerden im Bereich einer Struktur aus, die bereits zuvor in ihrer Funktion gestört war. Das Verinnerlichen solcher Zusammenhänge ermöglicht dem Sportler, durch eine entsprechende Lebensweise seine Funktionskreise in Ordnung zu halten (Zapf, 1999). Deshalb nutzen zunehmend Leistungssportler den leistungssteigernden und schmerzlindernden Effekt der Akupunktur. So konnte z.B. eine schnelle Entspannung im Schulterbereich (→Schwimmerschulter) bei Schwimmern und Seglern (Halten der Großschote) nachgewiesen werden. Der mehrfache Deutsche Meister im Schwimmen Thomas Rupprath verband die Effekte der Entspannung durch die Akupunkturbehandlung mit den leistungssteigernden Effekten (s. Abb.). Ähnliche Erfahrungen gibt es in anderen Sportarten (Benner & Benner, 2010, Ahmedov 2010), so zur Aktivierung von Stoffwechselfunktionen und damit einer beschleunigten Regeneration (Niederer et al. 2011) bis zur Normalisierung der Immunkompetenz nach Wettkämpfen (Akimoto et al. 2003, Ma & Wu 2008). Ferner könne duch Akupunktur der Energiefluss optimiert werden. So würden nicht genutzte Energien freigesetzt, was zur dopingfreien Leistungssteigerung führe, bis zum Nadeln bestimmter Punkte zum Abbau von Lampenfieber (Luka, 2008, S.60).
Exkurs: Eine Megaanalyse dämpft hingegen den Reigen der Wohltaten. So wird die Wirksamkeit der Akupunktur bei muskuloskeletalen (Muskulatur und Skelett betreffenden) Erkrankungen der Extremitäten nicht eindeutig belegt. Traditionelle Nadel-Akupunktur kann für Karpaltunnelsyndrom (CTS) und Achillessehnen-Tendopathie (Sehnenerkrankung), aber nicht für unspezifische Schmerzen der oberen Extremität und Schmerzen der Kniescheibe vorteilhaft sein. Elektroakupunktur kann bei Schulterverletzungen wirksam sein und kann eine ähnliche Wirksamkeit wie bei Handgelenksschienung bei CTS zeigen. Die Wirksamkeit der Trockennadelung bei Fersenschmerz (Plantarfasziitis) ist nicht eindeutig (Cox et al. 2016). Es bleiben die typischen Probleme der alternativen Medizin, indem gute Ansätze oft von unqualifizierten Nadelstechern zunichte gemacht werden, zudem ist der psychische Faktor nicht zu unterschätzen. Gemessen an der steigenden Trainings- und Wettkampfbelastung und damit dem zunehmenden Missverhältnis zwischen Belastung und Belastbarkeit im Leistungssport sollte sich die Sportmedizin für neue Wege öffnen, zumal wenn diese mit wenig Nebenwirkungen verbunden sind.
Mehr zum Thema: http://www.medicalsportsnetwork.com/archive/732072/Sport-und-Akupunktur.html – Zugriff 15.03.2017
Mehr zum Thema: https://www.medicalsportsnetwork.de/archiv/akupunktur-sport/ -Zugriff 24.11.22