Anamnese
Anamnese (anamnesis), griech. anámnēsis „Erinnerung“; Vorgeschichte eines Tatbestandes, im medizinischen oder psychologischen Bereich Informationen zur Vorgeschichte eines Kranken, weiterhin in der Ernährungsberatung. Gegensatz: →Katamnese,
Übertragen auf die Leistungsdiagnostik im Sport geht es um zusätzliche Informationen zur Aufhellung der Testergebnisse, da der Trainingszustand eines Sportlers immer das Ergebnis vorausgegangener Trainingsbelastungen und Lebensumstände ist. Dazu kann das offene Gespräch genutzt werden, aber auch der Fragebogen. Da Anamnese wie ein Test zu behandeln ist, sollte mit Hilfe standardisierter Frageprogrammen versucht werden, alle Faktoren zu erschließen, die den aktuellen Trainingszustand bedingen. Zur vorsorglichen Vermeidung des plötzlichen Herztodes im Sport empfiehlt die European Society of Cardiology (ESC) neben körperlicher Untersuchung und Ruhe-EKG ein routinemäßiges Screening junger Athleten und Athletinnen durch eine Anamnese (persönliche Anamnese und insbesondere Familienanamnese). →Persönlichkeitsdiagnostik
Exkurs: Eine exakte Differenzierung der bei Schwimmern oft auftretenden Schulter– oder Kniebeschwerden erfordert die Kombination von Anamnese, Inspektion, Palpation, Bewegungsausmaß und verschiedener diagnostischer Tests (Magosch et al. 213). Durch eine gründliche Anamnese lassen sich Fehldiagnosen vermeiden. „Doch wenn die Bürokratie den Ärzten die Zeit raubt, die sie eigentlich ihren Patienten widmen sollten, passieren derartige Fehler. Dabei hat schon der alte Doktor Eisenbart gewusst, dass eine genaue Anamnese die halbe Diagnose ist“ (Dr. Kalinski in Ärzte-Zeitung vom 18.11.2005). Inzwischen kann durch die Anamnese per Tablet Zeit eingespart werden, aber bleibt bitte beim Patienten.
„Anamnese: Die Gegenwart ist die Summe aller Vergangenheiten.“ Gerhard Uhlenbruck (*1929) deutscher Immunbiologe
Mehr zum Thema: https://flexikon.doccheck.com/de/Anamnese