Bewegungsanalyse
Bewegungsanalyse (movement analysis), „Sammelbegriff für Verfahren zur Erfassung, Zergliederung und Erklärung von (sportlichen) Bewegungen unter bestimmten Interessen oder nach bestimmten Methoden (Aufgabenanalysen, Ordnungsanalysen, Strukturanalysen, Leistungs- und Optimierungsanalysen, →funktionale Bewegungsanalyse usw). (Göhner, in Röthig & Prohl, 2003, S.84). →Bewegungsanalyse, funktionale, →Technikanalyse
Vereinfacht ausgedrückt wird im Schwimmen die Antriebsleistung hauptsächlich durch physische Komponenten erhöht (z. B. Training des Herz-Kreislauf-Systems sowie der Skelettmuskulatur), während die Reduzierung des Widerstands und eine Erhöhung der vorhandenen Vortriebswirkung hauptsächlich auf Verbesserungen in der Bewegungstechnik beruht (Hochstein et al. 2017). Das geschieht fast ausnahmslos unter Wasser und entzieht sich dem Blick des Trainers. Er kann die Schwimmtechnik unter Wasser nur direkt durch Unterwasserfenster oder indirekt mit der Kamera beobachten. Das ist aber noch keine Bewegungsanalyse. Diese basiert noch weitgehend auf der Videotechnik und ist mit einen erheblichen Rechenaufwand verbunden. Im Zuge der Digitalisierung bewiesen sich Inertialsensoren als zuverlässige Instrumente für biomechanische Analysen im Schwimmen (Barowiec et al. 2014; de Magalhaes et al. 2015). So lieferte eine kombinierte Methodik, die sowohl das halbautomatische Tracking als auch CAST (Calibrated Anatomical Systems Techniques-Technik) verwendet, objektivere und konsistentere Ergebnisse als die direkte manuelle Digitalisierung von Videos (Ceseracciu et al.2010).In der Leistungsdiagnostik haben sich folgende Verfahren bewährt:
- Zur Untersuchung der Schwimmzyklen eignet sich der Schwimmkanal hervorragend, da der Schwimmer am Ort schwimmt und aus verschiedenen Winkeln mit Kameras erfasst werden kann. Zudem hat man einen relativ exakten Bezug zur Schwimmgeschwindigkeit und kann auch weitere Parameter wie Laktat und Sauerstoffaufnahme erfassen. Erste Analysen wurden mit einem Drei-Faden Messystem durchgeführt (Blaser & Niklas 1998, Buckwitz et al. 2003), aber bald wegen des ungenauen und komplizierten Verfahrens in Deutschland aufgegeben, in Japan aber noch als einfache und valide Methode empfohlen, um Unregelmäßigkeiten beim Schwimmen zu erkennen, die Technik zu verbessern und den Widerstand zu verringern (Yang & Fan 2008). Später wurde mit Technikanalysen im 3-D-Format gearbeitet (Drenk et al. 1999), die aber mit erheblichem Aufwand verbunden waren (50 Bilder und 22 Körperpunkte in 30 min) und sich für die Routine nicht eigneten (Rudolph 2014, S. 119-123). Inzwischen sind die Schwimmkanäle in Deutschland mit moderner Videotechnik von Contemplas ausgerüstet (https://www.contemplas.de/bewegungsanalyse-news/news0313/default.aspx). Japanische Wissenschaftler sind einen Schritt weiter, indem sie die Wirbelbewegung (→Vortex) um eine Hand quantitativ ausgewertet haben. Dabei haben sie festgestellt, dass die Handbewegung beim Schwimmen eng mit der Wirbelerzeugung zusammenhängt (Yamada et al. 2006). Hochstein et al. (2010) beschreiben mit Hilfe der zeitauflösenden Particle Imaging Velocimetry (PIV) das instationäre Strömungsfeld bei der Delfinbewegung und bestätigen die Kopie erfolgreicher Strategien aus der Fischlokomotion.
- Ist kein Schwimmkanal vorhanden, dann wird mit einem Begleitwagen gearbeitet, der mit einer Unterwasser- und einer Überwasserkamera versehen ist. Die Aufnahmen werden mit einem Videomischer zusammengeführt (Ito & Okuno 2010).
- Zur Analyse der Start- und Wendentechnik eigen sich Messplätze, über die inzwischen die OSP mit Schwerpunkt Schwimmen verfügen. So liegen auch zur Starttechnik allein in Deutschland umfangreiche Bewegungsanalysen vor (u.a. Küchler & Wolf 1993; Graumnitz 2015; Hermsdorf et al. 2015; Fischer & Kibele 2018).