Einzelfallanalyse
Einzelfallanalyse (single-case analysis), gezieltes Auswahlverfahren empirischer Forschung zur umfassenden Analyse eines einzelnen Untersuchungsobjektes, z.B. eines Sportlers, einer Trainingsgruppe, eines Vereins usw. Im Gegensatz zum Experiment sind bei der Einzelfallanalyse die Rahmenbedingungen nicht als Störgröße auszuschließen, sondern liegen im Erkenntnisinteresse des Vorhabens (Hering & Schmidt, 2014, S.529).
Die Einzelfallanalyse ist besonders für die schwierigen Forschungsbedingungen des Leistungssports geeignet. Soll z.B. der Weg zum Weltrekord über 200F der Damen analysiert werden, dann wird man im DSV nicht auf eine Gruppe von Schwimmerinnen zurückgreifen können. Im Hochleistungssport mangelt es an großen Stichproben. Außerdem verbietet es sich aus ethischen Gründen, Kontrollgruppen einzusetzen, um einen anzunehmenden „geringeren Erfolg“ nachzuweisen. Ferner verlangt die Komplexität der Leistungsstruktur eine aufwendige Erfassung von Daten (Mehrmethodenuntersuchungen), die bei größeren Gruppen kaum noch zu realisieren ist. Ein Nachteil der Einzelfallanalyse ist die geringe Generalisierbarkeit. Trotzdem kann man mit Einzelfallanalysen die hochindividuellen Anpassungsvorgänge im Hochleistungstraining besser erschließen als mit herkömmlichen gruppenstatistischen Methoden. Zudem können Fallstudien ein nützlicher Kommunikationskanal zwischen Wissenschaftler und Trainer/Sportler sein und deren Beziehungen etablieren bis zur Bildung fruchtbarer Forschungsgemeinschaften (Halperin 2018).
Exkurs: Bislang erwiesen sich Analysen der Muskelaktivitäten während des Schwimmens über EMG-Ableitungen als technisch kaum lösbar. Janssens et al. (2014) gelang es mit einem drahtlosen Oberflächen-Elektromyographie-Systems (SEMG) die Muskelaktivität beim Schwimmen zu analysieren und gleichzeitig uneingeschränkte Bewegungsfreiheit und Benutzerfreundlichkeit zu gewährleisten.