Prinzip, biomechanisches
Prinzip, biomechanisches (principle, biomechanical), „Allgemeiner Grundsatz der Handlungsorientierung für biomechanisch zweckmäßige Lösungen von Bewegungsaufgaben“ (Sust, in Schnabel & Thieß 1993, S. 637). Anhand der 1967 von Hochmuth formulierten biomechanischen Prinzipien lässt sich die Zweckmäßigkeit vieler Bewegungen objektiv bewerten:
- Prinzip der Anfangskraft,
- Prinzip des optimalen Beschleunigungsweges,
- Prinzip der optimalen Tendenz im Beschleunigungsverlauf,
- Prinzip der zeitlichen Koordination von Teilimpulsen,
- Prinzip der Gegenwirkung und
- Prinzip der Impulserhaltung.
Hinzu kommt das Prinzip der Kinetion (Antrieb, kinetische Energie) und Modulation, das den Zusammenhang zwischen einer dynamischen Antriebsbewegung und der Abstimmung mit einer präzisen Zielbewegung beschreibt, wie z.B. beim oberen Zuspiel im Volleyball (Wick 2005).
Die Kenntnis der biomechanischen Prinzipien und deren Anwendung in der Praxis ermöglichen dem Trainer, das Wesen technischer Bewegungsabläufe zu verstehen und damit die sportliche Leistungsentwicklung entscheidend zu beeinflussen. Zugleich sind sie ein wichtiger Faktor im Verletzungsmanagement.
Exkurs: Im Jahr 1949 brachte James McMillan einer Gruppe schwer behinderter Mädchen das Schwimmen bei. Unterstützt wurde er von einem orthopädischen Chirurgen. Bei der Entwicklung der Lehrmethode wurde auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Behinderten Rücksicht genommen, damit sie die Bewegungen ihrer asymmetrischen Körperformen und -dichten (spezifisches Gewicht, Wasserlage) kontrollieren können. In dieser Hinsicht ist kein Mensch wie der andere. Die körperlichen Anforderungen können nicht von den geistigen Reaktionen getrennt werden, die sich aus einer Situation ergeben können, in der das Gleichgewicht verloren geht. Beobachtet man ein Kind, das eine körperliche Bewegung erlernt, oder einen Erwachsenen, der sich eine neue körperliche Fähigkeit aneignet (z. B. Schlittschuhlaufen), kann man ein auffälliges Muster des menschlichen Lernens erkennen. Es beginnt mit einer mentalen Anpassung an die Elemente oder die Umgebung der Aktivität. Darauf folgen Bemühungen um grobe Bewegungsmuster, die man als Wiederherstellung des Gleichgewichts bezeichnen kann. Der Erfolg in dieser Phase führt zur Vermeidung von Bewegungen während des Haltens einer Ausgangsposition oder der Haltungshemmung. Schließlich wird eine geistig ansprechende und körperlich kontrollierte Bewegung erreicht (Nicol et al. 1979).