Seitigkeit
Seitigkeit (laterality; dextrality; sidedness), auch: Lateralität; Überwiegen einer Körperseite bei Bewegungshandlungen (Sprungbein, Wurfarm, „starke Linke“ des Boxers usw.) die so ausgeprägt sein können, dass man vom Seitigkeitstyp spricht (z.B. Linkshänder). Zwischen den Seiten gibt es einen Übertragungseffekt (Seitigkeitstransfer), der zwischen gleichartigen Extremitäten am größten ist. Die Ursachen der Seitigkeitsproblematik sind noch unzureichend erforscht. Da die Dominanz einer Seite vor- und nachteilig zugleich sein kann („ein starker Linksschütze bekommt den Ball auf den rechten Fuß“) empfiehlt sich immer, beide Seiten gleichstark auszubilden (→Prinzip der Beidseitigkeit).
Im Schwimmen stören ungleiche Krafteinsätze der Extremitätenseiten eine effektive Schwimmtechnik, bis zur Gefahr von Verletzungen und muskulären Dysbalancen. Bei der großen Leistungsdichte im Schwimmen stellt das Tainieren der schwächeren Seite eine erhebliche Leistungsreserve dar. Deshalb empfehlen Singuran et al. (2022) bereits bei Kindern, die Lateralität durch ein technisches Training zu entwickeln, da durch ihre Spezifität die Zyklizität der Bewegungen und ihre Symmetrie verbessert werden können. Trainingsexperimente haben aber unterschiedliche Ergebnisse gezeigt. Während einmal die Leistungsdifferenz durch ein Zusatztraining an einem Zugergometer verringert werden konnte, indem für beide Seiten unterschiedliche Widerstände eingestellt wurden (Wolff et al. 2005) zeigte demgegenüber ein Krafttraining an einem Seilzugergometer mit der Einstellung einer höheren Belastung für die schwächere Seite keine signifikante Wirkung (Hermsdorf, 2010). Die Seitigkeit scheint doch eine stark genetisch veranlagte Eigenschaft zu sein, die nur mit großem Trainingsaufwand beseitigt werden kann. Hermsdorf empfiehlt z.B. Wassertraining mit unterschiedlich großen Paddles. →Transfer, kontralateraler, →Asymmetrie, funktionelle
„Manche Leute hassen es einfach, gegen Linkshänder zu spielen. Linkshändigen Sportlern haftet ein gewisser Mythos an, und die Linkshänder spielen ihn klugerweise aus.“ Pete Sampras (1998), Rechtshänder und ehemalige Nummer Eins der Tennisweltrangliste
Mehr zum Thema: Oberbeck, H. (1992). Seitigkeitstypologie im Leistungssport. Leistungssport (22)1, 35-40