Seitigkeitstyp

09. Juni 2023 S 0

Seitigkeitstyp (laterality type), Einordnung nach Seitigkeitskonstellation unter dem Aspekt der Händigkeit, Füßigkeit und →Drehseitigkeit (Oberbeck, 1998). Der Anteil an Seitigkeit nimmt mit der Spezialisierung zu, besonders in Sportarten, wo Arm- und Beineinsatz (Wurf, Sprung…) sowie Körperdrehung eine Rolle spielen, ist aber auch weitgehend vererbt.

Seitigkeitstypen (nach Oberbeck, 1989, S.54) (R = rechts; L = links)

Im Schwimmen äußern sich Lateralitätsprobleme in der unterschiedlichen Krafteinsatz beim Armzug. Im schlimmsten Fall wird von der geradlinigen Bahn abgewichen (besonders Anfänger schwimmen dann Kurven). In einigen Studien (Hermsdorf & Wolff, 2005; Hermsdorf 2009) wurde versucht,  diese Seitigkeitsunterschiede beim Schwimmen durch ein ergänzendes Krafttraining zu korrigienen. Dazu bietet das Kraftarmzuggerät gute Voraussetzungen, da die Widerstände für beide Arme individuell eingestellt werden können. Die Untersuchungsergebnisse belegen aber, dass auf diesem Weg zwar geringe Differenzen beseitigt, aber letztlich keine signifikanten Verringerungen von Seitigkeitsunterschieden erzielt werden konnten. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass  gewisse Schwankungen der Kraft- und Leistungswerte im Trainingsverlauf normal sind. Mit zunehmender Trainingserfahrung lernt der Schwimmer, diese Differenzen zu kompensieren (Transfer, kontralateraler).

Exkurs: 90% der Menschen nutzen bevorzugt die linke Hand zum Schreiben oder andere komplexe Tätigkeiten. Bislang glaubte man, dass diese hochkomplexe neurologische Besonderheit nur Menschen und Menschenaffen vorbehalten sei. Aber inzwischen belegen Studien, dass viele Tierarten für bestimmte Tätigkeiten eine Lieblingsseite haben. Jungtiere profitieren offenbar davon, wenn sie sich auf der rechten Seite ihrer Mutter aufhalten. Müssen zwei Aufgaben gleichzeitig gelöst werden, erweist sich die Beidseitigkeit von Vorteil. So können Hühner etwa mit dem rechten Auge den Boden nach Futter und mit dem linken den Himmel nach Greifvögeln absuchen. Die Lateralitätsforschung lässt noch viele Erkenntnisse erwarten. So werden Hirn-Asymmetrien mit Krankheiten wie Schizophrenie oder Autismus in Verbindung gebracht. (nach: Koch, J. Bessere Hälfte, SPIEGEL 14/2017, 98/99).

 „Manche Leute hassen es einfach, gegen Linkshänder zu spielen. Es gibt eine gewisse Mystik, die Linkshänder umgibt, und die wissen das klug zu nutzen. „Pete Sampras (ehemalige Nummer Eins der Weltrangliste Tennis)

Mehr zum Thema: Hermsdorf, M.(2009).Lateralität bei Leistungsschwimmern – experimentelle Studie zur Verringerung von Seitigkeitsunterschieden. Humboldt-Uni Berlin (Diss.): https://edoc.hu-berlin.de/bitstream/handle/18452/16633/hermsdorf.pdf?sequence=1

 

 


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