Wettkampfhäufigkeit
Wettkampfhäufigkeit (competition frequency), Anzahl von Wettkämpfen in einem bestimmten Zeitabschnitt (→Trainingsjahr, →Makro– oder →Mesozyklus). Mit der Kommerzialisierung des Leistungssports hat die Anzahl an Wettkämpfen beträchtlich zugenommen und verleitet dazu, gesicherte trainingsmethodische Linienführungen aufzugeben. Besonders groß ist die Gefahr des „Tingelns“ auf Kosten der Substanz (Leistungsgrundlagen), zumal zunehmend Startgelder, Medienpräsens und Forderungen der Sponsoren die Starts bestimmen. Da diese Entwicklung nicht umkehrbar ist, haben Trainer und Sportler langfristig bei Dominanz des Jahreshöhepunktes die Wettkämpfe mit der Trainingsplanung abzustimmen. Insgesamt ergeben sich aus den zunehmenden Wettkämpfen neue Anforderungen an die mesozyklische Gestaltung des Trainingsjahres. →Wettkampfbündel
Im Nachwuchstraining ist die Wettkampfhäufigkeit bereits durch die Wettkampfbestimmungen eingeschränkt. Dadurch liegt das Risiko zu häufiger Wettkämpfe weniger im physischen Bereich als in einer psychischen Sättigung. Wochenende für Wochenende auf einer Luftmatratze in lauten und stickigen Schwimmhallen herumzulungern, ist nun nicht die Erfüllung kindlicher Freizeitgestaltung. Es gibt in der Wettkampfhäufigkeit eine kritische Größe, die dann überschritten wird, wenn eine systematische Ausbildung behindert und nicht unterstützt wird (Rost, in Schnabel et al. 2008, S. 534).
Exkurs: Es gibt ohne Zweifel im Leben eines Leistungssportler Phasen, wo zugunsten der schulischen/beruflichen Entwicklung oder dem Auskurieren von Verletzungen die Zahl der Wettkämpfe reduziert werden muss. Das sollte geplant erfolgen und nicht über Hand nehmen, denn es zeigt sich immer wieder, dass zu große Wettkampfpausen die Sportler verunsichern. Mit durchschnittlich 125 Starts pro Jahr im Olympiazyklus 2005-2008, bei einer systematischen Steigerung von 70-140-135-158, entwickelte Paul Biedermann die Wettkampfhärte als eine wesentliche Grundlage für die Weltrekorde in den Folgejahren (Embacher & Rudolph, 2014, Topschwimmer Bd. 3, S. 207).
Mehr zum Thema: Rudolph et al. (2014). Nachwuchskonzeption Schwimmen 2020. DSV-internes Material