Umlernen
Umlernen (re-learning), allgemein eine grundsätzliche Veränderung von erworbenem Verhalten, z.B. Ansichten ändern oder einen neuen Beruf erlernen.
Im Sport eine anhaltende Veränderung von Bewegungsfertigkeiten oder ihrer Teile z.B. durch Anpassung an neue Geräte oder veränderte Wettkampfbestimmungen (z.B. Delfinbewegung im Übergangsbereich von Start und Wende) oder durch Korrektur fehlerhafter Techniken (→Fehlerkorrektur). In vielen Sportarten dominieren Athleten, die die Umstellung auf neue Techniken/Geräte geschafft haben, die Disziplinen im Spitzenbereich (→Umstellungsfähigkeit). Die generelle trainingspraktische Handlungsanweisung, ein Umlernen sei zu vermeiden, läßt sich somit in dieser Form nicht länger aufrechterhalten (Panzer et al. 2001, S.16). Dabei tritt die Frage nach der zeitlichen Gestaltung des Techniktrainings in den Hintergrund und die der methodischen Gestaltung in den Vordergrund (Mühlbauer, 2006). Wichtig ist das „Aufbrechen“ bisheriger Bewegungsstrukturen. Da Umlernen oft mit hohem Übungsaufwand und zeitweiligem Leistungsrückgang verbunden ist, sollte besonders im Nachwuchstraining auf das Erlernen fehlerfreier Schwimmtechniken Wert gelegt werden. Ein durch vielseitige Ausbildung (Vielseitigkeit) angelegter umfangreicher Schatz an Bewegungserfahrungen unterstützt aber Schnelligkeit und Qualität des Umlernens. An den Trainer gerichtet: „Frage viel – Urteile wenig! – Erkenne das Wesentliche!“ (Hotz, 1996, S. 38). →Überkorrektur, →Interferenz
Exkurs: „In verschiedenen Tests ging der Wissenschaftler Panzer von IAT Leipzig der Frage nach, wie die Eingewöhnungsphase der Athleten für das Erlernen neuer motorischer Abläufe verkürzt werden kann und kam auf eine Idee: Möglicherweise ließ sich das Umgewöhnen erleichtern, wenn zusätzlich ohnehin neue Abläufe gelernt werden mussten. Anstatt nur den Umgang mit den neuen Schuhen zu trainieren, sollten die Eisschnellläufer dies in neuem Zusammenhang tun. Konkret bedeutete dies, ihre Bahnen nicht wie gewohnt gegen, sondern im Uhrzeigersinn zu drehen – und das mit den neuen Schuhen. Auf diese Art verknüpften sie alte Fähigkeiten mit neu erworbenem Wissen. Und tatsächlich: Das Eingewöhnen in die neuen Bewegungsabläufe fiel den Sportlern auf diese Weise sehr viel leichter. Panzer zufolge gilt dieses Prinzip auch in anderen Bereichen des Alltags wie beispielsweise beim Autofahren oder beim Spielen eines Instruments. Panzer fand jedoch noch etwas heraus: Offenbar fällt das Umlernen dann wesentlich schwerer, wenn man seine Bewegungen selbst nicht von außen sieht und nur auf die inneren Informationen vertrauen muss wie etwa beim Schwimmen oder Skispringen. Wer seine Bewegungen wie etwa die eigene Hand beim Basketball-Freiwurf sehen kann, lernt dagegen Neues wesentlich schneller.“ (Mitteilung IAT-Leipzig http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-9626-2009-03-11.html)
Mehr zum Thema: https://www.iat.uni-leipzig.de/datenbanken/iks/open_archive/ls/lsp96_03_34_40.pdf