Techniktraining

08. Februar 2024 T 0

Techniktraining (technique training), Training zum Erlernen, Stabilisieren oder Verändern (Überlernen) der sportlichen Technik, die erfolgreich im Wettkampf angewendet wird. Das Techniktraining ist immer in Einheit von konditionellen und koordinativen Fähigkeiten zu sehen. So können z.B. mangelnde Kraft oder Beweglichkeit die Ausbildung der angestrebten Technik ebenso erschweren wie unzureichende Bewegungserfahrung oder Bewegungsvorstellung. Deshalb ist eine vielseitige Ausbildung im Nachwuchstraining (→Vielseitigkeit) eine Voraussetzung, um später die Schwimmtechnik auf höchstem Niveau (Feinform) zu beherrschen, den motorischen Stereotyp aber auch jederzeit durchbrechen zu können (z.B. bei Änderung der Wettkampfregeln, taktische Varianten). Obwohl bestimmte Teile einer Trainingseinheit dem Techniktraining vorbehalten sind (→Technikübungen, →Messplatztraining), achtet der aufmerksame Trainer ständig auf eine exakte Ausführung der Technik (Wettkampfbestimmungen zählen auch im Training!). Das betrifft besonders das Grundlagentraining und Aufbautraining, wo das Niveau der Schwimmtechnik den Belastungsumfang (Distanz) bestimmen sollte.

Techniktraining ist nicht mit Bewegungslernen identisch, fußt aber auf dessen Theorie, wobei es unterschiedliche Modellvorstellungen (Leitbild) gibt:

  • Meinel & Schnabel (2007) unterteilten das Techniktraining in drei motorische Lernphasen: Entwicklung der Grobkoordination, der Feinkoordination und deren Stabilisierung einschließlich Ausprägung der variablen Verfügbarkeit.
  • Nach Neumaier (1997) werden vier Arten des Techniktrainings unterschieden: Erwerb der Grundstruktur der Technik, Technik-Variationstraining, Technik-Automatisierungstraining und Situations- und Entscheidungstraining.
  • Das Modell von Martin Carl & Lehnertz (1993) fußt auf informationsumsetzenden Prozessen mit Programmierung auf Ebene des Zentralen Nervensystems und bietet vier Stufen an: Lerntraining, Technikerwerbstraining, Technikanwendungstraining und Technikergänzungstraining.
  • Beim Konzept des differenziellen Lernens und Lehrens (Schöllhorn, 2009) wird die modellhafte Vorstellung motorischer Programme (Leitbild) zugunsten einer systemdynamischen Auffassung der Entwicklung von Bewegungsfertigkeiten aufgegeben.

Die Aussagen der verschiedenen Modelle auf den Punkt gebracht, erlauben die Reduzierung auf drei Aufgabenbereiche des Techniktrainings: Aneigung (Neulernen) als typische Aufgabe in der Grundausbildung, die Vervollkommnung in der Etappe des Grundlagen- und Aufbautrainings und die Stabilisierung im Hochleistungstraining. Das zentrale Thema im Techniktraining der Leistungsschwimmer ist also Vervollkommnung und Stabilisierung (Schnabel, 2008, S. 273).

Da technisches Handeln kognitive Prozesse voraussetzt, sollten Sportler über die Auswirkungen kognitiver Mängel auf die Schwimmtechnik informiert und an der Technikdiagnose beteiligt werden (Sonnenschein, 2001). Dieses selbstständige Handeln der Sportler kann unterstützt werden durch –

  • die Objektivierung subjektiver Eindrücke des Trainers,
  • die Bewertung der Bewegung durch den Sportler selbst vor der Fremdbewertung.
  • systematische und kriterienbezogene Selbstbewertungen und -korrekturen,
  • Variation der Aufgaben und Situationen,.
  • Fremdinstruktionen, Fremdkorrekturen und Hilfestellungen sollten sparsam und systematisch verteilt eingesetzt werden (Wiemeyer 1995)

Exkurs: Konditions– und Techniktraining bedingen sich gegenseitig. Folglich stellt sich nicht die Frage, was wichtiger ist. Es kommt auf die Balance an, die bei vielen Trainern durch einseitige Ausrichtung auf Ausdauertraining (Volumentraining) gestört ist. Weder ein konditionell dominiertes Training führte zu einer Verbesserung der Schwimmtechnik (gemessen am Widerstandskoeffizienten, Havriluk 2003) noch „praktizierte technische Übungen“ über 8 Wochen (Marinho et al 2010). Andererseits zeigte eine Studie mit jugendlichen Schwimmern, dass eine einwöchige Intervention bevorzugten Techniktrainings zu einer signifikanten Verbesserung des Widerstandskoeffizienten führte (Havriluk 2006). Die widersprüchlichen Aussagen werden mit der Problematik begründet, die Sportler in ihrem zumeist anders geplanten Trainingsaufbau für die methodische Umstellung zu „begeistern“ (Havriluk 2014). Das beste Test-/Studiendesign nutzt nichts, wenn der Kopf nicht mitmacht! Mit einer neuen Kooperation mit der Uni Bielefeld will der DSV die Gedächtnisstruktur der Schwimmer zur Technikoptimierung nutzbar machen (Hannemann, R. 2023).

Abb.: Komponenten des Techniktrainings (nach Neumaier, 1997, S.175)

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