Energie, psychische
Energie, psychische (energy, psychological), ungenau definierter Begriff („objektiv nicht zu erfassende Kraft“), der in der Psychologie dem Antrieb nahe kommt.
Im Sport verkörpern solche Zustände wie „voll drauf“ zu sein oder „Er sprüht vor Energie“ dieses Phänomen. Nach Erklärungsversuchen von JUNG und FREUD, kamen wesentliche Impulse aus den Lehren fernöstlicher Philosophen („Ch’i“), wonach psychische Energie nicht definiert, aber empfunden und demonstriert werden kann. Es ist eine „allumfassende Lebenskraft, die sich in Gesundheit, Harmonie, Erfüllung und Gelassenheit ausdrückt“ (Baumann, 2006, S.280). Die psychische Energie steht mit der physischen Energie in Wechselwirkung und fußt folglich auch auf den gleichen Quellen wie Schlaf, Tagesrhythmus und Pausen („Aufladen“). Sie erfordert, übertriebene Ernsthaftigkeit und innere Verteidigungshaltungen, unrealistische Zielsetzung, Ängste sowie negatives Trainerverhalten zu vermeiden. Durch Nervosität, übersteigerte Konzentration, Unsicherheit, neue unbekannte Umgebung oder übertriebener Ernst kann psychische Energie vergeudet werden (Baumann, 2006). Eine Befragung von 317 Olympioniken vor den Olympischen Spielen 2016 ergab eine geringe Energieverfügbarkeit wegen krankheitsbedingter Angst- und Stress-Wiederherstellungszustände (Drew et al. 2018).
Im Gegensatz zu Freizeitsportlern verfügen Elitesportler (Studie mit Radrennfahrern) über trainingsinduzierte Anpassungen und Erfahrungen, die es ihnen ermöglichen, die Trainingsleistung nach mentaler Anstrengung zu reproduzieren (Martin et al. 2015). →mentale Stärke
Exkurs: Bei amerikanischen Schwimmern wurde vor Wettkämpfen die kognitive Angst (mentale Komponente der Angst, die durch negative Erwartungen an den Erfolg oder negative Selbsteinschätzung verursacht wird,z.B. Sorge, negatives Selbstgespräch und unangenehme Bilder) und die somatische Angst (die physiologische oder affektive Komponente der Angst, autonome/physiologische Erregung, was der Sportler fühlt – schnelle Herzfrequenz, Schmetterlinge im Magen, angespannte Muskeln) registriert. Bei ängstlichen Schwimmern wurde die Wettkampfzeit negativer beeinflusst. Die kognitive Komponente der Angst zeigte einen stärkeren Zusammenhang mit dem Leistungsabfall als die somatische Komponente. Allerdings wurde festgestellt, dass die somatische Angst vor dem Leistungs-Verhältnis zwischen Sprint– und Distanzschwimmern unterschiedlich ist. Leistungsstarke Sprinter neigten dazu, ihre somatische Angst besser zu kontrollieren als schlechtere. Der psychische Zustand vor dem Rennen ist wichtiger als der erreichte physische Zustand. Es ist unerlässlich, dass die Schwimmer in der Vorwettkampfphase mental kontrolliert bleiben (Burton, 1988).