Kleinhirn
Kleinhirn (cerebellum), Teil des Gehirns mit wichtiger Funktion für die Motorik, als Schaltstelle zwischen Muskel und Hirnrinde (cortex) besonders für Feinabstimmung und Koordination. Von jedem Befehl der Rinde an den Muskel (Efferenz) geht eine „Efferenzkopie“ an das Kleinhirn, die dann mit der Rückmeldung (Reafferenz) verglichen wird. Das Kleinhirn ist weiter bedeutsam für Muskeltonus und Körpergleichgewicht. Sportliche Bewegungen fußen folglich nicht nur auf Befehlen, sondern sind ein kompliziertes Zusammenspiel von Kontraktionsbefehl und Kontraktionshemmung (Bartels, 1987). Neuerdings wird dem Kleinhirn auch eine Rolle bei zahlreichen höheren kognitiven Prozessen zugeschrieben (s.u. Zitat). →Propriozeption
Exkurs: Das Zusammenspiel zwischen Groß- und Kleinhirn am Beispiel des Fußballs (aus einem Interview von Zeit-online mit dem Neurophysiologen Thier unter dem Titel „Großhirn trifft, Kleinhirn schießt“: http://www.zeit.de/2011/04/Hirnforschung-Fussball/seite-3 – Zugriff 23.11.2019):
„Der fußballerische Geniestreich wird im Großhirn entworfen. Es ist die ganz edle Instanz, die idealistische Bewegungsabläufe plant, also die geniale Fußbewegung, die den tödlichen Pass ermöglicht. Der Nachteil ist seine große Schlampigkeit: Das Großhirn interessiert sich nicht so für die exakte Umsetzung. Es braucht eine Art Coprozessor, der die Schlampigkeit der anderen Gehirnteile reduziert. Da kommt das Kleinhirn ins Spiel. Es interessiert sich für die Details der Physik und versucht, die idealistischen Entwürfe in reale Bewegung umzusetzen. Es stellt erst in Rechnung, dass jede Kontraktion Kraft kostet und die Muskulatur ermüdet. Dadurch sorgt es dafür, dass der Pass trotzdem auch nach einer Stunde noch präzise gespielt wird.“
„Die großen Gefühle stammen aus dem Kleinhirn“ © Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger (*1939), Prof. Dr., deutscher Chemiker
Mehr zum Thema: http://www.sportunterricht.de/lksport/kleinhirnextra.html (Zugriff am 23.11.2019)
Video: https://www.youtube.com/watch?v=-QuRsOK6JW4 – Zugriff 23.11.2019