Gleichgewichtsfähigkeit

21. Mai 2017 G 0

Gleichgewichtsfähigkeit (balancing capacity), Komponente der koordinativen Fähigkeiten (Hirtz, 1997), die den gesamten Körper im Gleichgewicht hält. Das betrifft einmal das Gleichgewicht in relativer Ruhehaltung (statisches Gleichgewicht), zum anderen die Wiederherstellung des Gleichgewichts nach Lageveränderungen (dynamisches Gleichgewicht). Sie wird über das vestibulare System im Innenohr, dem Kleinhirn in Verbindung mit der Sehbahn und weiteren Reflexen gesteuert. Diese Sinnesorgane sind zwar Voraussetzung für die Gleichgewichtsfähigkeit, ihr Zusammenspiel erfolgt aber über das Erlernen der Bewegungen; Gleichgewichtsfähigkeit ist also nicht angeboren, sondern fertigkeitsspezifisch.

Das statische Gleichgewicht lässt ab dem dritten Lebensjahrzehnt bei Männern, ab dem zweiten bei Frauen nach. Die Ursachen nachlassender Gleichgewichtsfähigkeit liegen darin, dass der Körper insgesamt nicht mehr so „gehorcht“, besonders durch die nachlassende Muskelkraft und Ansteuerung der Muskulatur. Bei Frauen im Alter von 72 – 92 Jahren sei keine Verbesserung des statischen Gleichgewichts durch Training wegen irreparablem Verlust im Nervensystem mehr möglich (CRILLY u.a. 1989). Dem entgegen wurde in zahlreichen Studien eine Verbesserung der Gleichgewichtsfähigkeit durch Training auch im Alter nachgewiesen. Sie lässt sich durch Stehen und Bewegen auf unterschiedlichen Unterstützungsflächen, Halten, Balancieren und Jonglieren von Geräten usw. trainieren (Schaller, 2003). Eine Reihe von Studien haben ergeben, dass eine schlechte Gleichgewichtsfähigkeit signifikant mit einem erhöhten Risiko von Sprunggelenkverletzungen bei verschiedenen Aktivitäten zusammenhängt (Hrysomallis, 2016).

Die Gleichgewichtsfähigkeit spielt im Schwimmen eine große Rolle bei der Stabilisierung der Wasserlage (dynamische Gleichgewichtsfähigkeit) und der Einhaltung der optimalen Startposition (statische Gleichgewichtsfähigkeit). Die dynamische Gleichgewichtsfähigkeit verschlechtert sich bei Einstellung des Trainings, denn dann erfolgt keine Automatisation mehr, aber auch beim Ausschalten des Sehens (zum Beispiel bei Dunkelheit). Zur Erhaltung ist tägliches Training nötig. Zumal Schwimmer gegenüber anderen Sportarten durch geringere Gleichgewichtsfähigkeit auffielen, was ein starker Indikator für zukünftige Verstauchungen der Knöchel sein könnte. Daher wird vorgeschlagen. durch ein regelmäßiges Screening-Programm mit den Balance-Tests von BESS (https://www.youtube.com/watch?v=9pYiWIpVOVQ– Zugriff 2.06.2019) und SEBT (https://www.youtube.com/watch?v=GBT9V78d6E0 – Zugriff 2.06.2019) das Gleichgewicht der Athleten zu bewerten (Shahheidari et al. 2012).

Problematisch kann beim Tauchen der Druckdifferenzschwindel durch unterschiedliche Druckverhältnisse im Mittelohr sein.

Mehr zum Thema: Laughlin & Mills (2000).Teaching concepts of balance to age group swimmers. American Swimming Magazine, Heft 5, 7-11


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