Bewegungspräzision
Bewegungspräzision (motor accuracy), Bewegungsmerkmal, das die Übereinstimmung der ausgeführten mit der angestrebten Bewegung (Soll-Ist-Vergleich) charakterisiert; „Merkmal der Ziel- und Ablaufgenauigkeit“ (Meinel & Schnabel 2007, S.125). Die Bewegungspräzision ist im Nachwuchsbereich noch auffällig unpräzise (→Grobkoordination), wird aber im Ergebnis längerfristiger Lernprozesse bis zur Feinkoordination ausgeprägt. Dazu werden über objektive Parameter (→Technikanalysen, Weg-Zeitverläufe usw.) die Abweichungen verdeutlicht.
Wenn auch die Anforderungen im Schwimmen an die Bewegungspräzision nicht so offensichtlich sind, wie im Schießen, Fechten, Boxen, Wasserspringen oder wenn die Turnerin nach einem Salto auf den 12 cm breiten Balken landen muss. Aber um ordentlich geradeaus zu schwimmen, im richtigen Moment bei der Wende die Wand zu treffen und das alles unter Zeitdruck, das erfordert schon ein gewisses Maß an Genauigkeit. Auch wenn hier nur Teilaufgaben präzise zu lösen sind, so kann z.B. eine verpatzte Wende maßgeblich das Wettkampfergebnis beeinflussen. Auf den Soll-Ist-Vergleich bezogen muss kritisch festgehalten werden, dass es im Bereich der Schwimmtechnik (Einzelzyklus) noch weitgehend an subjektbezogenen Vorgabeparametern (kinematischen und dynamischen Kennlinien) mangelt, anders bei Rennverläufen auf der Grundlage von Wettkampfanalysen. Hinweise für die Praxis (nach Meinel & Schnabel 2007, S.129):
- Der Soll-Ist-Vergleich setzt Kenntnis vom „Soll“ bei Trainer wie Sportler voraus (Fachkompetenz),
- beachte bei Hinweisen zu Ungenauigkeiten in der Bewegungspräzision das altersgemäße Auffasungsvermögen und das Lernstandsniveau des Sportlers,
- nicht jeder Bewegungsakt ist mit Differenzinformationen zu beantworten („Spreu von Weizen trennen“), →Nebenfehler
- arbeite mit der Kontrastmethode,
- Schnelligkeit und Genauigkeit lassen sich methodisch besser verbinden, wenn bei angestrebter Schnelligkeit nach und nach die Genauigkeit verbessert wird als umgekehrt (→Bewegungsgenauigkeit),
- da die Bewegungspräzision nach langen Pausen abnimmt, spielt besonders bei der Belastungsreduzierung in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung der tägliche „Kontakt mit dem Wasser“ eine wichtige Rolle zum Formerhalt,
- und letztlich verbleibt: üben, üben, üben!
Exkurs: In einigen Berufen, wo hochpräzise Bewegungen gefordert sind, wird immer mehr die menschliche Arbeitskraft durch Roboter ersetzt. Roboter haben mehr Gelenke als eine menschliche Hand und sind z.B. in der Chirurgie den klassischen minimalinvasiven Instrumenten deutlich überlegen. Diese hohe Präzision ist aber nicht allein der mechanischen Leistung zu danken. Als 2006 ein Roboter die erste Operation an einem Herzen nahezu eigenständig durchführte, bezog er sein „Wissen“ aus den Daten von über 10.000 realen Herzoperationen. In die Arenen und Pools werden aber weiterhin Menschen sich im Wettkampf messen…oder?