Schnelligkeit
Schnelligkeit (speed caoacity), koordinativ – konditionell determinierte Fähigkeit, um Bewegungshandlungen in kürzester Zeit zu vollziehen und/oder schnellstens zu reagieren. In der Sportwissenschaft gibt es verschiedene Sichtweisen zur Einordnung der Schnelligkeit in das System der sportlichen Leistungsfähigkeit. Ungeachtet dessen bleibt die Schnelligkeit eine „elementare →Leistungsvoraussetzung, die aus physiologischer Sicht an besondere Leistungen des neuromuskulären Systems gebunden ist“ (Bauersfeld & Voss, 1992). In dieser Grundschnelligkeit liegen auch die Wurzeln des „Sprinttalents“. In Verbindung mit anderen Leistungsvoraussetzungen sprechen wir von komplexer Schnelligkeit, die in Handlungs- und Bewegungsschnelligkeit unterteilt wird (Hauptmann in Schnabel et al. 2008, S.169). →Sprint
Wir entkommen dem Wust an Begriffen und Erklärungen, indem wir uns am Beispiel eines 50m – Wettkampfes die für den Schwimmer relevanten Teilaspekte der Schnelligkeit verdeutlichen. Auf das Startkommando muss schnell reagiert werden (Reaktionsschnelligkeit). Danach wird der Start als azyklische Bewegung durchgeführt (Aktionsschnelligkeit). Anschließend wird beschleunigt (Beschleunigungsfähigkeit), um schnellstmöglich die höchste Schwimmgeschwindigkeit (→lokomotorische Schnelligkeit, →Frequenzschnelligkeit) zu erreichen und zu halten (→Schnelligkeitsausdauer). Mit einem Anschlag aus dem Schwimmen heraus oder als zusätzliche azyklische Bewegung (Aktionsschnelligkeit) wird der Wettkampf beendet. Es handelt sich im Schwimmen also um ein Zusammenspiel von azyklischer (Start/Wende/Anschlag) und zyklischer („auf der Strecke“) Bewegungsschnelligkeit. Schnelligkeit im Wasser ist immer Auseinandersetzung mit hohen Widerständen und folglich stark an Kraftfähigkeiten gebunden. Bei Kaderschwimmern des DSV konnten wir signifikante Beziehungen zwischen der Zeit am Schwimmwiderstandsgerät (SWG), als Ausdruck von „Bewegungsschnelligkeit bei hohen Widerständen“ und einigen Parametern der spezifischen Kraft nachweisen (s. Tab.). Das Training von Popov machte aber deutlich, dass einer effektiven (nicht so viel Kraft „verschleißenden“) Technik in Verbindung mit einer guten Beweglichkeit der Vorrang gebührt, wobei in der Wettkampfpraxis diesen „Schwimmästheten“ immer wieder der kraft- und frequenzorientierte „Bolzer“ gegenübersteht.
Schnelligkeitsleistungen sind u.a. von folgenden Einflussgrößen abhängig: Körperbau und Niveau der Schwimmtechnik, neuromuskuläre Steuerung, Sensomotorik, Willensstoßkraft, Muskelfasertyp und energetischen Voraussetzungen (→Energiebereitstellung, →Kreatinphosphat). Mit zunehmendem Alter vergrößern sich die Unterschiede in Schnelligkeitsleistungen zwischen Trainierten und Untrainierten, was vor allem auf die „zu geringe, anspruchslose Betätigung des Organismus“, hier besonders das geringer werdende Kraftvermögen zurückgeführt wird (Strass & Wilke, 2006).