Depression
Depression (depression), lat. deprimere „niederdrücken“; seelische Erkrankung, „eine ernste, behandlungsbedürftige Störung, die sich der Beeinflussung durch Willenskraft oder Selbstdisziplin des Betroffenen entzieht“ (Wikipedia), im Gegensatz zu einfachen Verstimmungen, die im allgemeinen Sprachgebrauch als depressiv bezeichnet werden. Anzeichen einer Depression können sein: anhaltende gedrückte Stimmung, eine Hemmung von Antrieb und Denken, Interessenverlust sowie vielfältige körperliche Symptome, die von Schlaflosigkeit über Appetitstörungen bis hin zu Schmerzzuständen reichen. Etwa fünf Prozent der deutschen Bevölkerung leiden an einer Depression (Quelle s.u.). Etwa jeder zehnte junge Leistungssportler berichtete über Burnout oder depressive Symptome mit potenzieller klinischer Relevanz (Gerber et al. 2018).
Der Leistungssport birgt einige Risiken für Depression, so durch den Leistungsdruck verbundenen mit Situationen der Überforderung unter permanenter Anteilnahme der Öffentlichkeit. Verstärkt wird der Druck durch zu geringe Regenerationsphasen als Resultat von zu großen Trainingsumfängen (Übertraining), Wettkampftingelei (Startgelder) und Repräsentanz in den Medien (Sponsoren). Ein großer Risikofaktor ist, „dass Leistungssportler und ihr Umfeld psychische Beschwerden häufig immer noch nicht als Krankheit wahrnehmen, diese verleugnen oder sich dafür schämen und dementsprechend keine professionellen Hilfen aufsuchen und in Anspruch nehmen. Denn psychische Erkrankungen passen oft nicht in das Bild eines vor Kraft strotzenden, leistungsorientierten Athleten. Doch dies führt dazu, dass ein unnötig langer Leidensweg beginnt, der mitunter tödlich enden kann.“ (Interview der Robert Enke-Stiftung mit Prof. Schneider, Quelle s.u.).
Wir haben zwischen depressiven Stimmungslagen, die z.B. nach Misserfolgen auftreten können, und Depression als psychische Erkrankung zu unterscheiden. Dann ist der Psychotherapeut gefragt. Ansprechpartner mit Erfahrungen in der Behandlung von psychischen Erkrankungen bei Leistungssportlern gibt es inzwischen an einigen Universitätskliniken in Deutschland in Zentren für „Seelische Gesundheit im Sport“. Antidepressiva stehen generell nicht auf der gültigen Doping -Verbotsliste der WADA (Stand 2016), man sollte sich aber aktuell erkundigen (→http://www.nada.de/de/home/#.VwOBzfqAUec). Depression ist gut behandelbar und muss nicht das Aus der Karriere sein. Selbst Michael Phelps, Schwimmer und erfolgreichster Olympionik aller Zeiten, litt unter schweren Depressionen. „Ich wollte nicht mehr weiterleben“, sagte er 2015. Sein Trainer Bob Bowman erklärte: „Ich dachte ehrlich: So wie er sich verhält, wird er sich töten.“ Heute teilt er seine Erfahrungen mit der Krankheit und sieht darin eine Chance, andere Menschen zu erreichen und Leben zu retten. Diese Momente und Emotionen seien „um Lichtjahre besser als der Gewinn einer Goldmedaille bei Olympia“ (https://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/michael-phelps-ueber-depressionen-schwimmstar-ist-froh-noch-zu-leben-a-1188935.html – Zugriff 07.08.20).
Exkurs: „Ob sich eine psychische Belastung in eine Depression umwandelt, hängt von vielen Faktoren ab. Zum Beispiel von der genetischen Vorbelastung, früheren Erlebnissen oder Beziehungserfahrungen. Außerdem von familiärer Unterstützung und sozialem Rückhalt. Letzteres fehlt Profis häufig…Oft verbringen die Talente ihre Jugend in einem Leistungszentrum oder Sportinternat. Dort ist der Tagesablauf streng vorgegeben, Training und Wettkampf bestimmen das Leben. Manchmal werden dort aus Schulkameraden Konkurrenten. Und für Familie und enge Freunde bleibt wenig Zeit…Viele haben in ihrem Leben nichts anderes als Sport gemacht, vielen fehlt die Ausbildung und damit eine Jobperspektive. Hinzu kommt, dass sich plötzlich kein Fan und kein Medium mehr für sie zu interessieren scheint. Dieser Geltungsverlust lässt erfolgreiche Athleten oft in ein psychisches Loch fallen und depressiv werden“. (aus Interview mit dem Psychotherapeuten Bär (Uni Jena), SPIEGEL, 44/2017, S.100)
„Wer einem Depressiven sagt, er solle sich zusammenreißen, der könnte auch einem Schlaganfallpatienten raten, mal frische Luft zu schnappen“ Waltraud Rinke, Vorsitzende der Deutschen Depressionsliga
Mehr zum Thema: http://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-sychotherapie/erkrankungen/depressionen/was-ist-eine-depression/ (Zugriff am 11.01.2019)