Leistungsdruck
Leistungsdruck (pressure to perform), Ergebniserwartung durch Einfluss von außen (Eltern, Trainer, Lehrer, Medien usw.), die bei zu großer Differenz zu den Möglichkeiten des Sportlers (Kindes, Schülers), diese Erwartungen zu realisieren, zu Stress und zu psychosomatischen Störungen führen kann. Viele Eltern streben in der Erziehung ihrer Kinder einen Perfektionismus an, der sich mehr auf die Erziehungsaufgabe als auf das Kind richtet. Darunter leidet das Vertrauensverhältnis, Misstrauen und Abgrenzung werden gefördert. Indem sich Eltern/Trainer über die Leistungen der Kinder profilieren, missbrauchen sie deren Vertrauen. Kinder wollen „von Haus aus“ Leistungen bringen, aber wenn sie zur Pflicht werden, Zuwendung mit Leistungsbereitschaft verknüpft ist, dann verkrampft das Kind. „Das vergebliche Streben nach Vollkommenheit wird zum lebenslangen Versuch, Anerkennung zu bekommen“ (Rogge, 2005). Maßnahmen zur Minderung von Leistungsdruck:
- anspruchsvolle, aber realistische Ziele setzen,
- Leistungsfortschritte an sich selbst messen,
- Zwischen- und Teilziele setzen,
- Wettkampfergebnisse realitätsgerecht auswerten,
- Einzelleistungen durch Gruppenleistungen ergänzen,
- Sport ist nicht alles! (Balz & Kuhlmann, 2006). →Leistungsangst, →Leistungserwartung
Nicht Training und Wettkampf sind die hauptsächlichen Ursachen für Leistungsdruck, sondern die Doppelbelastung durch Schule/Studium/Beruf und Leistungssport (duale Karriere). Allerdings kann eine immer offensichtlicher werdende Differenz zwischen sportlichen Zielen und mangelndem Talent ebenfalls den Leistungsdruck erhöhen, wobei hier besonders die Gefahr einer Gesundheitsgefährdung durch Sucht- und Rauschmittel besteht (→Doping). Besonders bei jungen Sportlern am Ende des Aufbautrainings sollte die Phase der Meinungsbildung genutzt werden, um realistische sportliche Ziele zu stecken, die ohne Leistungsmanipulation zu erreichen sind (Kovar 2008).
Exkurs: Wenn von Leistungsdruck im Hochleistungssport die Rede ist, bezieht sich das zumeist auf die Sportler. Befragungen (Altfeld & Kellmann, 2014) haben aber ergeben, dass hauptberufliche Trainerinnen und Trainer im Bereich Soziale Beanspruchung signifikant beanspruchter sind als nebenberufliche und ehrenamtliche Trainer. Zudem zeigen sie signifikant niedrigere Werte im Bereich der Sozialen Erholung. Es zeigen sich im Profilverlauf erhöhte Beanspruchungswerte auf der Subskala Konflikte/Leistungsdruck. Dies spiegeln auch die Auswertungsergebnisse der Trainerangaben wider, in der Konflikte mit Athleten, im sozialen Umfeld und mit dem Vereins– beziehungsweise Verbandsvorstand am häufigsten als Belastungen genannt wurden.
„Leistungsdruck drückt die Leistung“ Gerhard Uhlenbruck (1929*) Deutscher Arzt und Aphoristiker
Mehr zum Thema: Moczall & Stoll (2013). Entwicklung und Durchführung eines Interventionsprogramms zur Vermeidung von Versagen unter Druck. Leistungssport 3/2013, 44-48