Psychotherapie

16. März 2024 P 0

Psychotherapie (psychotherapy), griech. psyche „Seele“; Behandlung psychischer oder psychisch bedingter Störungen durch Gespräche oder andere Kommunikationsverfahren in Einzel- oder Gruppentherapien („Seelenbehandlung“). Psychotherapeuten können ausgebildete Psychologen oder Mediziner sein. Vorsicht ist bei Gurus geboten, die ohne eine entsprechende Qualifikation ihre Dienste nur auf der rechtlichen Basis des „Heilpraktikergesetzes“ offerieren und sich besonders gern im Sport ansiedeln („Mentaltrainer & Co“). →Psychodiagnostik, →Psyche, →Psychologie, →Psychoregulation, →Psychopharmaka, →Psychose, →Psychoanalyse

Exkurs: Positionspapier: Sportpsychiatrische und psychotherapeutische Versorgung im Spitzensport (Claussen et al. 2021):  

  • Sportlicher Erfolg und psychische Gesundheit dürfen kein Widerspruch sein. Die mit der Ausübung von Leistungssport verbundenen Risiken und Belastungen für die psychische Gesundheit müssen wahrgenommen und nicht als unvermeidliche Begleiterscheinung des Leistungssports gesehen oder akzeptiert werden. Das Ziel ist die Unterstützung der Sportler. Sportpsychiater können dazu einen wertvollen Beitrag leisten, ihre Initiative darf aber keinesfalls als „Psychiatrisierung“ des Leistungssports verstanden werden.
  • Die Athleten dürfen nicht durch Vorschriften oder Vereinbarungen vermeidbaren psychischen Risiken ausgesetzt werden. Verbände und Vereine sollten sich bemühen, die Möglichkeiten zur Förderung und Erhaltung der physischen und psychischen Gesundheit, einschließlich der Prävention von Gewalt und Missbrauch, bestmöglich zu nutzen. Zum Beispiel die Implementierung von Diagnostik für psychische Probleme und Erkrankungen und die Integration der Sportpsychiatrie in die Versorgungsstrukturen. Die Athleten sollten dabei unterstützt werden, diese erweiterten Strukturen zu nutzen.
  • Schulungen für Athleten, Trainer und Betreuer sollen dazu beitragen, einerseits Barrieren abzubauen und Stigmatisierungen zu vermeiden und andererseits das Bewusstsein für psychische Gesundheit und die Zusammenhänge mit der Leistungsfähigkeit zu schärfen.
  • Eine offene Kommunikationskultur soll gefördert werden, um etwaige Missstände frühzeitig ansprechen und angehen zu können. Bei minderjährigen Sportlern schließt dies auch die Eltern oder Erziehungsberechtigten ein. Unabhängige Anlaufstellen, wie die bereits erwähnten sportpsychiatrischen Fachstellen, können insbesondere dann helfen, wenn vereins- oder verbandsinterne Strukturen Teil des Problems sind. Da der Leistungssport besondere Risiken für die körperliche und geistige Gesundheit birgt, liegt es in der Verantwortung aller Beteiligten, diese so weit wie möglich zu minimieren. Insbesondere das Recht von Kindern, in ihrer Entwicklung gefördert und vor Gewalt und Missbrauch geschützt zu werden, ist nicht verhandelbar und sollte stets oberste Priorität haben. Dies hat u.a. in Form von Gewichts- und Altersgrenzen sowie ethischen Kodizes bereits Eingang in die Sportordnung gefunden, ist aber noch nicht fester Bestandteil der Leistungssportkultur.

Die Sporttherapie kann auch als bewegungstherapeutische Maßnahme mit den Mitteln des Sports gestörte psychische Funktionen kompensieren, weshalb auch von „Sportpsychotherapie“ oder „Bewegungspsychotherapie“ gesprochen wird. Indem die Psychotherapie „als ein geplanter, kontrollierter und interaktiver Prozess, der von einem ausgebildeten Therapeuten mit psychologischen Methoden durchgeführt wird“ (Fritz, 1991) zu verstehen ist, werden aber die Grenzen dieser Entwicklung aufgezeigt (Knobloch, 2001).

In der Psychotherapie soll man Hilfe anbieten, aber Verantwortung nicht abnehmen. Elisabeth Lukas (*1942), österreichische Psychologin, Dozentin und Logotherapeutin

Mehr zum Thema:

  • Kaiser & Vietmeier (2023). Psychische Gesundheit im Nachwuchsleistungssport. DSTV-Reihe, Bd. 48, 89-101

            

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