Hämatokrit
Hämatokrit (HK) (hematocrit), Volumenanteil der roten Blutkörperchen (→Erythrozyten) am Gesamtblut in Prozent = Hämatokritwert (♂ 43-49%, ♀ 37-45%) und damit Ausdruck der Viskosität des Blutes. Geringere Hämatokrit-Werte begünstigen den Gasaustausch, da so die Erythrozyten leichter die Kapillaren passieren. Erhöhte Hämatokritwerte (über 50%) können die Folge von Flüssigkeitsverlust (→Flüssigkeitsbedarf) sein und die Regenerationsfähigkeit (→Regeneration) einschränken. Für ein Prozent Abnahme Hämatokrit sollte etwa 1,5 l Flüssigkeit mit einem Natriumgehalt von 250 mg/l getrunken werden (Steinacker et al. 2000).
Das an die Erythrozyten gebundene Hämoglobin (Hb) gewährleistet durch seine sauerstofftransportierende Funktion wesentlich die aerobe Energiegewinnung und damit die Ausdauerleistungsfähigkeit des Sportlers. Daher ist der Hämatokrit-Wert (HK) zusammen mit der Hämoglobinkonzentration und der gesamten Hb-Masse eine wesentliche Messgröße in der Sportwissenschaft. Die Messung der Hb und des Hk ist im Gegensatz zur Messung der gesamten HB-Masse relativ einfach und schnell durchführbar. Alle Parameter können sich durch natürliche Anpassungsprozesse verändern, sind jedoch auch gleichzeitig Marker der indirekten Dopinganalytik. Veränderungen der [Hb], des Hk und der % RET können aus unterschiedlichen Gründen hervorgerufen werden. Auf der einen Seite können erniedrigte Werte durch einen Eisen (Fe)-Mangel hervorgerufen werden, da der Fe-Stoffwechsel eines Hochleistungssportlers einem erhöhten Fe-Verlust bzw. -Bedarf unterliegt. Auf der anderen Seite können akute und chronische Anpassungsprozesse hervorgerufen durch beispielsweise einen Wechsel der Körperlage, Veränderungen des Hydratationszustandes, Training (in Abhängigkeit der Umfänge und Intensitäten) oder eine Höhenexpositionen entweder zu erhöhten oder erniedrigten Messwerten führen und stehen sich gegenüber. Die Messung von Biomarkern unterliegt also präanalytischen Einflussgrößen und Störfaktoren die zu biologischen Varianzen führen können (Achtzehn, 20013). →Höhentraining
Aktuelle Position zu Hämatokrit als Dopingnachweis: „Bei Blut- und EPO-Doping steigt der Hämatokrit aufgrund der selektiven Erhöhung des Erythrozytenvolumens an, ohne jedoch als Dopingnachweis gelten zu können. Mit der Einführung von Hämatokrit-Obergrenzen in einigen Ausdauerdisziplinen, die dem Schutz der Gesundheit des Sportlers dienen und bei deren Überschreiten der Sportler vorübergehend von der Ausübung seiner Sportart suspendiert wird, wurde versucht, Dopingpraktiken einzudämmen. Da jedoch auch ohne Dopingmaßnahmen individuell hohe Hämatokritwerte auftreten können und der Hämatokrit auch durch Erhöhung des Plasmavolumens manipuliert werden kann, sind die bestehenden Grenzwerte nicht unumstritten. Direkte Messungen der Gesamtkörperhämoglobinmenge können hier in Zukunft weiterhelfen.“ (Schmidt, 2002)., wie z.B. durch Einführung des Blutpasses 2010 durch die WADA.
Mehr zum Thema: http://www.zeitschrift-sportmedizin.de/fileadmin/content/archiv2002/heft11/stint_11_02.pdf– Zugriff 21.06.2019