Retirement

24. Januar 2023 R 0

Retirement (retirement), (engl.) Altersgrenze; Rentenalter, Ruhestand. In der Sportwissenschaft der „Rückzug aus dem aktiven Leistungssport, nachdem der Leistungshöhepunkt erreicht wurde“ (Gruppe & Mieth, 2001). Im Gegensatz dazu Dropout. Retirement wird von vielen Sportlern auch als das Ende eines Lebensabschnittes empfunden und ist als normales Sozialisationsereignis zu werten (Blinde & Greendorfer, 1985). Die Nachbetreuung (medizinisch, beruflich und trainingsmethodisch im Sinne des Abtrainings) ist allerdings im deutschen Sport noch nicht zufrieden stellend gelöst. Letztlich ist „Retirement“ ein Beispiel für die Anglisierung der deutschen Sprache. →Karriereende

Inwiefern der Rücktritt aus dem Leistungssport als „Normalfall“ empfunden wird, hängt sehr von Ursachen und Bedingungen, insbesondere von sozialer Sicherheit ab. Es ist ein Unterschied, ob man sich auf seinen Lorbeeren ausruhen kann (Profi) oder weiter seinen Lebensunterhalt sichern, gegebenenfalls berufliche Qualifizierung nachholen muss. Ein unerwarteter Rücktritt aufgrund einer Verletzung kann sich auf die körperliche, geistige und soziale Gesundheit des Sportlers auswirken. So führte ein Drittel von 3357 pensionierten Olympioniken aus 131 Ländern aktuelle Schmerzen und Funktionseinschränkungen auf Verletzungen in der olympischen Laufbahn zurück (Palmer et al. 2021). Daher sollten Sportler angemessen auf das Ausscheiden aus dem Sport vorbereitet zu sein, insbesondere angesichts der Ungewissheit darüber, wann und wie diese erfolgen kann (Moore et al. 2022, Oltmans et al. 2022, Schmid et al. 2022, Coleman & Roberts 2021). Hier gibt es im DOSB Optimierungsbedarf in einer langfristig angelegten Planung aus einer Hand (→Laufbahnberater) vom Zeitpunkt des leistungssportlichen Einstiegs bis hin zur nachsportlichen Karrierebetreuung (Neustrukturierung des Leistungssports und der Spitzensportförderung, DOSB, S.19). Erforderlich ist letztlich „ein kultureller Wandel, der den Menschen an die erste Stelle und den Athleten an die zweite Stelle setzt“ (Campbell et al. 2022).

Exkurs: Viele Leistungssportler wechseln nach ihrer sportlichen Laufbahn in den Trainerjob, getreu nach der veralteten Denkweise „Guter Sportler = guter Trainer“. So werden immer wieder Athleten, die in den Ruhestand gehen, als Trainer rekrutiert, ohne eine gut entwickelte Grundlage für das Coaching zu haben. Sie werden im Schnellverfahren zum Trainer ausgebildet, doch die Wirksamkeit dieses Weges wird noch immer hinterfragt. Er ist oft auch psychologisch problematisch. Man ist nicht mehr die Blume oder der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit ist, sondern ein Gärtner, der sich um die Bedürfnisse anderer kümmern muss. Spitzensportler und Trainer brauchen in der Anfangsphase ihrer Karriere Zeit und Raum sowie die notwendigen Ressourcen und Unterstützung, um von einem Leben in das andere, von einer Identität in die andere, von einer Denkweise und Kompetenz in die andere zu wechseln. Auf diesem Weg des Übergangs wird Unterstützung dringend benötigt und geschätzt (Chroni & Dieffenbach, 2021).

„Beim gesellschaftlichen Aufstieg empfiehlt es sich, freundlich zu den Überholten zu sein. Man begegnet ihnen beim Abstieg wieder.“ Johann Herbst, Schweizer Verleger


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