Sauerstoffdefizit

11. April 2023 S 0

Sauerstoffdefizit (Oxygen deficit), Differenz zwischen dem Sauerstoffbedarf der Muskulatur und dem arteriellen Sauerstoffangebot, die zumeist durch den langsameren Anstieg der Sauerstoffaufnahme zu Arbeitsbeginn auftritt und nach Arbeitsende nachgeatmet wird (→Sauerstoffschuld) . Energetisch gesehen reicht die aerobe Verbrennung nicht aus, um den Bedarf an Adenosintriphosphat (ATP) bereitzustellen und es wird auf „anaerob umgeschaltet“.

Verschiedentlich wird noch zwischen Sauerstoffdefizit und Sauerstoffschuld unterschieden. Der Begriff Sauerstoffschuld als Defizit am Ende der Belastung wird aber nicht mehr verwendet, da die nachgeatmete Sauerstoffmenge meist größer als das Sauerstoffdefizit ist. Sauerstoffschuld ist nur noch zu verwenden, wenn es sich um die Rephosphorylierung von Kreatin zu Kreatinphosphat und damit zur Wiederauffüllung der energiereichen Phosphate handelt.

Die Bestimmung des Sauerstoffdefizits ist für die Leistungsstruktur der Ausdauersportarten und folglich für die Trainingsmethodik von Interesse. Deshalb versuchen Sportwissenschaftler die Methodik ständig zu qualifizieren, wie folgende Beispiele zeigen:

  • Aus Sauerstoffdefizit und Blutlaktatkonzentration wird bei Intensivbelastung die anaerobe Energielieferung ermittelt. Dabei ist zu beachten, dass Schwimmgeschwindigkeit (Leistungsniveau) und Bewegungsfrequenz den Wirkungsgrad beeinflussen. Böning et al. (2017) schlagen deshalb für Vergleiche den Nettowirkungsgrad (ηnetto: Leistung/Gesamtenergieumsatz minus Ruheenergieumsatz) vor, der wenig von der Leistung abhängt.
  • Als Alternative zum Sauerstoffdefizit kann der anaerobe Beitrag durch die Summe der geschätzten Beiträge von Phosphokreatin (PCr) quantifiziert werden (Hill et al. 2019).
  • Eine weitere Möglichkeit ist die Bestimmung des „spirografische Sauerstoffdefizit“, definiert als Anstieg der Sauerstoffaufnahme > 100 ml/min während einer gleichmäßigen Belastung bei einer Erhöhung des eingeatmeten fraktionierten Luftgehalts (FinO2) von 0,21-1,00. Diese Methode erwies sich als ein nicht-invasives Instrument zur Bewertung der submaximalen Ausdauerleistung, insbesondere wenn der periphere Beitrag zur Leistung bewertet werden soll (Sperlich et al. 2013).
  • Reis et al. (2010) prüften die Methode des akkumulierten Sauerstoffdefizits (AOD) beim Kraul– und Brustschwimmen mit dem Ziel, die Robustheit der Regressionslinie zwischen Sauerstoffaufnahme und Schwimmgeschwindigkeit zu bewerten und die Genauigkeit des AOD zu quantifizieren. Die  Variabilität der Daten und die Ungenauigkeit der AOD waren aber beträchtlich.

Mehr zum Thema: (Video) https://www.youtube.com/watch?v=BW-effUHgBA – Zugriff 11.04.23


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