Belastungsintensität

15. Januar 2024 B 0

Belastungsintensität (load intensity), Belastungskomponente, die Stärke des Trainingsreizes als „äußere Belastung“ (→Schwimmgeschwindigkeit, →Last im Krafttraining) oder den Anstrengungsgrad (→Beanspruchungsgrad, →Belastungsgrad) bei der Bewegungsausführung als „innere Belastung“ (physiologische →Beanspruchung) wiedergibt.

Die äußere Belastungsintensität wird im Schwimmen in Prozent der Bestleistung beschrieben: z.B. ein Schwimmer hat eine Bestzeit über 100m F in 0:52,00 min und soll 10 x 100F in 80% der Bestzeit schwimmen = 1:10 min. Im Krafttraining muss die maximale Leistung am jeweiligen Gerät ermittelt werden (→Poliquin-Tabelle), dann lässt sich ähnlich arbeiten.

Die innere Belastungsintensität wird durch physiologische Parameter (→Puls, →Herzfrequenz, →Laktat, →Kreatinkinase) erfasst. Dabei sind die alters-, geschlechts- und konditionellen Unterschiede bei den Sportlern zu beachten, was besonders bei Gruppentrainingsplänen problematisch ist (→Belastungs-Beanspruchungs-Interaktion, →Belastungszonen). Eine Studie mit Schwimmern (Sixsmith et al. 2023) zeigte, dass sich externe (Schwimmgeschwindigkeit) und interne Messung (Herzfrequenz) unterschieden und deshalb nicht austauschbar sind, um das Training zu steuern. Die Intensitätsklassifizierung über kardiometabolische Bedingungen gibt zwar Aufschluss über allgemeine Tendenzen, aber drei oft nicht anerkannte Mängel verhindern einen Vergleich unter Sportlern: Erstens ändern sich die physiologischen Reaktionen auf körperliche Betätigung nicht durchgängig, wenn die VO2max ansteigt. Zweitens bleiben die kardiometabolischen Bedingungen nicht notwendigerweise während einer Übung konstant. Drittens dreht sich die kardiometabolische Belastung im Training um physiologische Schwellenwerte, die nicht bei jedem Menschen bei demselben Prozentsatz von VO2max oder maximaler Herzfrequenz auftreten (Gifford & Larsen (2023).

Eine vergleichende Analyse bei jugendlichen Schwimmern ergab, dass die Trainingssteuerung nach Belastungszonen genauer und effizienter ist als die nach Geschwindigkeiten (Rodionov et al. 2019). Dabei erweist sich Blutlaktat als herausragender Marker (Feijen et al. 2020).

Tab.: Belastungsintensitäten im Schwimmtraining (HLT)

In der Praxis des Schwimmtrainings sind verschiedene Varianten der Intensitätsgestaltung zu finden:

  • Stufenförmiger Anstieg der Intensität: 4(3×100) 1. BZ2, 2. BZ3, 3. BZ4, 4. BZ5
  • Ansteigen zur Wettkampfgeschwindigkeit, eingelagert in Kompensation: 100S 0:57,4 min: 14 x 100m F BZ1/2 + S BZ 5/6 = 1×100 F/1x100S (1:04) + 2x100F/1x100S (1:02,5)+ 3x100F/1x100S (1:01,5)+4x100F/1x100S (1:00,5) (McAllister, 2011)
  • Wechsel der Intensität innerhalb der Strecke (“Tempowechsel”): 10 x 50m (15m schnell/20m locker/15m schnell)
  • Tempo steigern im 15m-Wendenbereich innerhalb Dauermethode oder extensivem Intervalltraining
  • Arbeit mit „Intensitätszonen“, Urbanchek: 4×100 „rot“ ↑1:30, 4×200 „rot“ (Puls 27-29) ↑2:30, danach P 1min (Puls zählen), 2 x 400 „rot“ ↑4:50, danach P 1min (Puls zählen), 2 x 200m „blau“ (Puls 28/29), 4 x 100m „blau“ ↑1:30, danach Puls zählen
  • Bezug zur Geschwindigkeit längerer Strecken: 2[200m (v800) + 4x100m (v400) +50m (v200)], Beispiel Sweetenham:  100/200/3×100 ↑1:30F/2:00 B/S/R (nach 200/800/800/400/200 WK-v) (s. Tab.)
  • Bezug zu den einzelnen Schwimmarten, so gehen die 50m Teilstrecken der 200m Disziplinen von den 100m Zeiten der Einzeldisziplinen aus, die 100m-Teilstrecken der 400m Disziplinen von den 200m Einzeldisziplinen
  • Intensitätssteigerung über Pulsvorgaben: 3 (10 x 100F/R/S) Hf 20-25/15-20/10-15 zur Hfmax
  • Wechsel der Belastungszonen: 10 (200 BZ2 + 100 BZ5)
  • Training der zweiten Teilstecke des Wettkampfes („Back-end-speed“): 10 x 10 (50/50) BZ2/BZ7

 Australische Programme beziehen sich stark auf die Wettkampfstrecke:

Tab.: Bestimmung der Intensität in den Trainingsbereichen im
Verhältnis zur Wettkampfgeschwindigkeit (Richards, 2008)

Exkurs: Im Training hat jede Belastungszone ihre Funktion und damit ihre Berechtigung. Deshalb ist der oft geführte Streit über das „bessere“ Ausdauertraining (Intensiv versus Umfang oder Qualität versus Quantität) mühsig. Mit dem Hinweis, dass die meisten Wettkampfstrecken im Schwimmen nicht über 200m gehen und deshalb längere Serien unnötig seien, wird die Komplexität der Leistungsvoraussetzungen im Schwimmen missachtet. Dazu stehen auch die meisten Praktiker, deren Erfahrungen auf langjährigem Training mit der erforderlichen Nachhaltigkeit der Leistung und nicht nur auf kurzzeitigen Experimenten beruhen (u.a. Nuget et al. 2017; Bowman 2011; Tonnessen 2010; Carl 2008) Ungeachtet dessen ist aber im Hochleistungstraining ein Trend zur Wettkampfgeschwindigkeit einerseits und eine stärkere Beachtung der Technik auch auf den längeren Teilstrecken andererseits ersichtlich. →polarisiertes Training


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