Selbstbeobachtung
Selbstbeobachtung (self-observation), auch: Introspektion („Innenschau“), Beobachtung des eigenen Erlebens oder eigener Bewusstseinsprozesse. Als Verfahren der qualitativen Sozialforschung wird durch Selbstaufmerksamkeit ein kleiner Bereich des täglichen Lebens genau beobachtet, um Aufmerksamkeit und Wahrnehmung zu schärfen und Dinge auf eine neue Weise sehen zu lernen. Oder als kontrollierte Introspektion, indem systematische Berichte (lautes Denken) und sekundär auswertbare Aufzeichnungen verwendet werden, um innere Prozesse zugänglich zu machen, die von außen nicht beobachtbar sind (http://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/selbstbeobachtung/13869 – Zugriff 13.06.23).
Die Fähigkeit der Selbstbeobachtung kann durch Aufgaben an den Sportler geschult werden (→Feedback), indem er aufgefordert wird über sein Training, seine Technik usw. zu reflektieren und sich zu artikulieren. Zweckmäßig ist dabei ein Vergleich mit objektiven Kriterien (z.B. Gefühl bei bestimmter Laktatkonzentration). Diese Gespräche können für den Trainer sehr aufschlussreich sein, da sie die „Innensicht“ des Sportlers wiedergeben. Selbstbeobachtung unterstützt den motorischen Lernprozess, ist hilfreich bei der Einschätzung der Belastungsverträglichkeit und vertieft das Vertrauen zwischen Sportler und Trainer. Die Selbstbeobachtung kann frei erfolgen, indem der Sportler versucht, alle Gedanken und Gefühle niederzuschreiben, die dann nach positiven und negativen Inhalten und ihrem Rang geordnet werden. Bei der systematischen Selbstbeobachtung erhält der Sportler Vorgaben von auffordernden Satzfragmenten (Satzergänzungsverfahren) oder von Begriffen und Worten, die als Assoziationsimpulse auf die Gedanken des Sportlers einwirken (Assoziationsanalyse) (Baumann, 2006). Dabei wird zunehmend digitale Technik einbezogen, wie die Methode der Video(selbst)konfrontation (Stoll et al. 1998). Zunehmend werden zur Trainingssteuerung Angaben der Sportler über ihren körperlichen Zustand (Kondition) berücksichtigt. Das geschieht jedoch ohne die Anwendung eines objektiven, validen Messinstruments. Vor diesem Hintergrund stellen Kleinert & Liesenfeld (2001) ein entsprechendes Messverfahren (EKV) vor, mit dem empirisch Dimensionen der aktuell erlebten körperlichen Verfassung ermittelt werden. Allerdings scheint das neue Antwortformat ebenso anfällig für Messfehler zu sein wie die bislang angebotenen Ratingskalen, da immer noch die Gefahr besteht, eine stark kognitiv bzw. rational gesteuerte Antwort auf die Frage nach der eigenen körperlichen oder emotionalen Befindlichkeit zu erhalten (Steinbacher, 2011). →Persönlichkeitsanalyse
Mehr zum Thema: Seufert, Stoll & Ziemainz (2021). Mentaltraining im Schwimmen. Ein Handbuch für Praktiker. Czwalina – Feldhaus Hamburg