Selbstbild
Selbstbild (self image), in der Psychologie die bewusste Wahrnehmung von sich selbst, die nicht identisch sein muss mit der Wahrnehmung anderer von einem (→Fremdbild). Zum Beispiel hält sich jemand für großzügig, andere ihn aber für kleinlich und engstirnig.
Da das Selbstbild bereits im Kindesalter durch Fehler, Erfolge und Niederlagen geformt wird, liegt auch beim Nachwuchstrainer eine hohe Verantwortung, da die Kinder offen sind für die Meinung anderer. In dem Sinne ist unser Selbstbild ein Fremdbild (Merkle: s.u.). Das ändert sich zunehmend mit den Anforderungen, die die Gesellschaft an uns stellt, speziell an den Trainer gerichtet hinsichtlich seiner praktischen Erfahrungen, seines Fachwissens (Fachkompetenz) und seiner Reflexion über die jeweils günstigsten Bedingungen wettkampfsportlicher Handlungsmöglichkeiten (Franke, 1995, S.9). Das Selbstbild von Trainern mit perfektionistischen Tendenzen kann besonders anfällig sein – vor allem, wenn sie sich selbst gegenüber übermäßig kritisch sind und dazu neigen, über ihre Leistung nachzudenken, oder wenn sie versuchen, ein Bild der Fehlerlosigkeit zu vermitteln (Hassmen et al. 2020). Bei Sportlern treten mit dem Ende der leistungssportlichen Karriere und dem folgenden Beginn einer beruflichen Laufbahn neben den Veränderungen in der alltäglichen Lebensgestaltung oftmals auch ein Wandel des Selbstbildes und der Selbstwahrnehmung auf (Duttler & Engel, 2011).
Exkurs: Eine Studie der Deutschen Sporthilfe brachte ein sehr kritisches Selbstbild deutscher Athleten zutage. Danach leiden viele unter Existenzängsten und extremem Leistungsdruck und viele sind deshalb bereit zu illegalen Schritten – vom Doping bis zum Wettkampfbetrug (Breuer & Hallmann, 2013). Gehen wir aber nach Athlet und Trainer noch eine Stufe höher zum Leistungssport an sich. Dessen Werte- und damit dessen Selbstbild – kollidieren immer mehr mit der Realität. Der Leistungssport wurde in historisch wechselnden Zeiträumen Spielball einer „entfesselten Siegorientierung“, „Versuchslabor“, Aushängeschild der Politik, Werbemedium der Sponsoren bis zum eigenständigen Wirtschaftszweig. Will der Sport seinen Nimbus als erfolgreichste Idee der letzten hundert Jahre wahren, so kommt er nicht um grundsätzliche Reformen herum.
„Wer Heiratsgesuche, Stellenbewerbungen und Grabinschriften liest, lernt die Menschheit von ihrer besten Seite kennen.“ Georg Thomalla (1915-1999) dt. Schauspieler
- https://www.palverlag.de/lebenshilfe-abc/selbstbild.html – Zugriff 14.06.23
- Franke, F. (1996). Zum Selbstbild des Trainerberufs im Spiegel seiner Verantwortung. Leistungssport (26)1, 21-24