Bewegungsstruktur
Bewegungsstruktur (movement structure), „Aufbau, Anordnung bzw. innere Gliederung von Bewegungen; Menge der zwischen den Elementen (Teilen) der Bewegung (Phasen, Abschnitte, Parameter, Sequenzen usw.) bestehenden Relationen“ (Hirtz, in Schnabel & Thieß, 1993, S.166). Nach Meinel & Schnabel (2007, S. 84) liegt zyklischen Bewegungen ein struktureller Grundzyklus mit zwei Phasen zugrunde, einer Hauptphase und einer Zwischenphase, in der sich End– und Vorbereitungsphase vereinen (Phasenverschmelzung).
Charakteristisch für die Bewegungsstruktur im Schwimmen ist:
- die Ganzkörperbewegung und die horizontale Lage (Wasserlage)
- der alternative Verlauf von Arm– und Beinbewegungen beim Kraul/Rückenkraulschwimmen
- verschiedene Kombination der Atmung mit der Gesamtbewegung (Atmung auf jeden Armzug, auf zwei Armzügen bis zu weitgehendem Verzicht auf Atmung bei 50m Distanzen)
- das Verhältnis der Arm- zur Beinbewegung (ein oder zwei Beinschläge beim Delfinschwimmen, 2–6 beim Kraulschwimmen pro Armzyklus).
- das Anstreben eines möglichst ständigen, kontinuierlichen Antriebs, auch beim Brust– und Delfinschwimmen, obwohl die Bewegungen von Armen und Beinen nicht synchron gegliedert sind. Auch hier ist die antriebslose Gleitphase durch Kraft und Technik immer mehr geschrumpft.
- die Kombination im Wendenbereich von zyklische Bewegungen (Anschwimmen, Übergang) mit azyklischen Bewegungen (Drehung, Abstoß) und der damit verbundene Wechsel von Über- und Unterwasserphasen sowie die azyklische Startbewegung vom Startblock oder vom Beckenrand.
- die Kombination verschiedener Schwimmarten beim Lagenschwimmen.
Die Bewegungsstruktur wird im Schwimmen nicht einheitlich beschrieben, wie am Beispiel der Armbewegung zu sehen ist:
- Counsilman (1980) unterteilte einfach in eine Antriebs- und Erholungsphase,
- im DSSV dominierte das Vierphasenmodell (→ Phaseneinteilung), dem auch das Schweizer Modell (Eintauch-, Stütz-, Druck- und Flugphase) folgt.
- Reischle (2015) unterteilt die Zug–Druck-Phase in einen Auswärts- und/oder Abwärts-, einen Einwärts und einen Rückwärtsanteil, dazu kommt noch die Rückholphase.
- Ungerechts et al. (2002) wählen die funktionale Bewegungsstruktur, indem sie morphologischen Betrachtungen funktionale Beziehungen zuordnen (z.B. Delfin: Arme öffnen, einwärts bewegen, auswärts bewegen, über Wasser vorschwingen, Hände und Arme tauchen unter),
- Maglischo (2003) beschreibt vier Phasen: Outsweep (Schmett und Brust), Downsweep (Kraul und Rücken), Insweep (alle Schwimmarten) und Upsweep (am Ende des Kraul– und Schmetterling Armzuges).
- Hahn (2004) beschränkt sich in seinen Betrachtungen auf drei Phasen (vorbereitende Phase, Zug- und Druckphase, überleitende Phase).
Aus den Darlegungen lassen sich zwei Hauptphasen ausmachen, einmal die Antriebs- oder Zug–Druck-Phase und zum anderen die Rückholphase (Erholungsphase, vorbereitende Phase) oder kurzum Unterwasser(Antriebs)- und Überwasserphase (Küchler, 2014). Da schließt sich wieder der Kreis zu Counsilman und Schnabel.
Bei der methodisch-didaktischen Arbeit am Bewegungsablauf des Sportlers ist mit der Analyse der Grundstruktur, d.h. von den drei Grundelementen und deren Beziehungen, zu beginnen. Sie bilden die die Basis für weiterführende Beobachtungen, besonders für die Fehlerkorrektur. Wenn die Feinform der Technik entwickelt werden soll, dann sind biomechanische Verfahren heranzuziehen.