Lagenschwimmen

23. Dezember 2023 L 0

Lagenschwimmen (medley), olympische Schwimmdisziplin, in der die vier Schwimmarten in der Reihenfolge Schmetterling, Rückenschwimmen, Brustschwimmen, Freistilschwimmen über 200m bzw. 400m, auf der Kurzbahn auch über 100m geschwommen werden. Beim Wechsel der Schwimmart im Lagenschwimmen ist nach den Bestimmungen der Schwimmart, die beendet wird, anzuschlagen und nach den Bestimmungen der Schwimmart, die begonnen wird, abzustoßen (WB §130/2). Bei den WM 2017 hat die FINA die Wettkampfbestimmung geändert. Danach kann auf der letzten Teilstrecke zukünftig bei der Wende bis zum ersten Armzug oder Beinschlag die Bauchlage verlassen werden. Beim Freistilschwimmen darf sich in Rückenlage abgestoßen werden, Beinbewegungen jeglicher Art sind nicht erlaubt bis der Schwimmer sich wieder in Brustlage befindet.

Oft entscheidet die Bruststrecke maßgeblich über das Ergebnis (Freitag, 1986), da es gegenüber den Schlagschwimmarten eine Außenseiterrolle einnimmt. Der relative Anteil der vier Schwimmarten am Endresultat über 400m Lagen am Beispiel des Mittels der Finale bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spiele von 1996 – 2016 zeigt die Tabelle. Wenn z.B. eine Schwimmerin eine Zeit von 4:50 min anstrebt, dann verteilen sich die Zwischenzeiten wie folgt: 1:06,15/1:13,89/1:23,58/1:06,38 min. (4:50 = 290 sec x 22,81% usw.).

LageMännerFrauen
Schmetterling22,7422,81
Rücken25,8525,48
Brust28,2428,82
Freistil23,1722,89

Tab.: Anteil der einzelnen Lagen am Endergebnis (100%) über 400m Lagen in Prozent

Eine Analyse von 26 internationalen Wettkämpfen über einen Zeitraum von 12 Jahren (2000-2011) ergab, dass die Schwimmer im Allgemeinen eine positive Schrittmacherstrategie in den 200- und 400-m-Einzelmedaillenwettbewerben anwenden, während die Frauen eine negative Schrittmacherstrategie anwenden. Die Verfasser leiten davon die Notwendigkeit eines differenzierten Ansatzes bei der Ausbildung von Lagenschwimmerinnen und Lagenschwimmern ab (Saavedra et al. 2012; Stott 2007). González Ravé et al. (2013) entwickelten ein allgemeines lineares Modell, um den Zusammenhang zwischen der Leistung über 200m und 400m Lagen und den Wettkampfleistungen in anderen 50-m-, 100-m- und 200-m-Disziplinen zu untersuchen. Danach benötigen Top-10-Weltranglistenschwimmer im 200-m und 400-m Lagenschwimmen in einer oder mehreren Einzeldisziplinen Weltklassestandard.

Exkurs: „nach Bob Bowman, langjähriger Trainer von Top-Lagenschwimmer Michael Phelps,muss ein Lagenschwimmer der Weltklasse technich perfekt in allen vier Lagen sein, über eine hervorragende Ausdauerleistungsfähigkeit verfügen, hervorragende Kraft- und Schnelligkeitswerte aufweisen und strategisch denken können. Ein Weltklasse-Lagenschwimmer muss ein US-Finale in allen vier Lagen (200 m) erreichen. Früher war ein Top-Lagenschwimmer meist ein früherer Brust- oder Langstreckenschwimmer und ein „Trainingstier“. Heute reicht das nicht mehr, heute ist Weltklasse in allen vier Lagen notwendig. Und der Sportler muss dennoch ein „Trainingstier“ sein! Phelps absolviert beispielsweise Sets von 10×800. Ein wichtiger Leistungsfaktor ist heute auch über 400 m Lagen eine hohe Schnelligkeit. Phelps z.B. kann ein Rennen in 55 s angehen. Lagenschwimmen erfordert im Vergleich mit allen anderen Lagen das größte strategische Denken. Außerdem sind insbesondere die Wenden und die Unterwasserbewegungen entscheidende Größen. Im Techniktraining ist es notwendig, an den Schwachstellen nacheinander (nicht gleichzeitig) zu arbeiten. In jeder Woche gibt es einen Tag, an dem speziell eine Schwimmart trainiert wird. In einer Trainingswoche gibt es z.B. einen „Rückentag“, einen „Brusttag“ einen „langen Freistiltag“, einen Tag der Hauptschwimmart, einen „Lagentag“ und einen anderen Techniktag. Bowman ist ein Verfechter des Setzens von Prioritäten im Training. Ein Weltklasse-Lagenschwimmer sollte alle Arten der Ausdauer beherrschen (kardiovaskuläre A., periphere/muskuläre A., allgemeine und spezifische A.). Die Schnelligkeit wird im Training von Bowman beispielsweise dadurch trainiert, dass noch am Ende einer Trainingseinheit (unter Ermüdung) mit einer Geschwindigkeit, die über dem Renntempo liegt und dabei perfekter Technik geschwommen wird. Dies wird z.B. in kurzen Sprints mit langen Pausen realisiert. Auch im Kraft- und Schnelligkeitstraining sollte an der Verfeinerung der Technik gearbeitet werden. So sollte regelmäßig auch bewusst mit Renntempo trainiert werden, um die Zugfrequenzen und Zuglängen des Wettkampfes auszuprägen. Die Stärken sollten zuerst ausgeprägt werden, bevor an den Schwächen gearbeitet wird. Außerdem sollten Grundlagen- und persönliches Spitzenniveau der Leistung parallel entwickelt werden. In einem Lagenrennen hat auch die „Bewegungsmodulation“ eine große Bedeutung. Das bedeutet, dass nicht jede Lage auf gleiche Art und Weise geschwommen wird, sondern dies unterschiedlich je nach Rennverlauf und je nach Stärken und Schwächen des Sportlers umgesetzt wird. Entscheidende Punkte in einem Lagenrennen sind auch die, in denen extreme Geschwindigkeitsveränderungen erfolgen (z.B. Wende von Brust- zu Freistilschwimmen). 400-m-Lagenschwimmer kommen häufig von den langen Strecken , 200-m-Lagenschwimmer sind dagegen häufig gute 200-m-Freistilschwimmer. Schwimmer, die auf beiden Lagendistanzen Spitze sind, kamen meist zuerst von den 400 m und haben sich später auch an den 200 m versucht. Umgekehrte Fälle gibt es selten.“ (Swimming Technique (41)1, 8-12).


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